Niendorf. Es ist eine Mini-Revolution am Gymnasium Bondenwald. „Das Lehrerbild verändert sich. Mit unserer Arbeit kann es einen Ruck geben, der die Qualität des Unterrichts weiter verbessert“, sagt Hans Lohrengel. Wer dem Lehrer zuhört, spürt die Liebe und den Einsatz für das Projekt EVAT für die Klassen 5 bis 11. Die Abkürzung steht für Entdecken, Verstehen, Anwenden, Transferieren. Dabei bringen ältere oder gleichaltrige Schüler ihren Mitschülern in Unterrichtseinheiten etwas bei. „Lernen durch Lehren“, heißt das Konzept, bei dem zum Beispiel der 18-Jährige Florian als Achtklässler den Jüngeren aus der Fünften Wahrscheinlichkeitsrechnung erklärt hat.

Anders als die Lehrer hatte Florian versucht, das Thema mit einem Würfel so anschaulich wie möglich zu gestalten. Mit ein wenig Unterstützung von einem Mathelehrer, der als Coach diente, hatte Florian im Zweierteam den Mathematikunterricht vorbereitet. Material, Zeitmanagement – alles haben sich die Achtklässler erarbeitet. „Wir als Lehrende hatten einen straffen Zeitplan, aber das Interesse war riesengroß, und wir hatten mit den Jüngeren viel Spaß beim Experimentieren“, sagt Lennart, 14, der ebenfalls bei dem Projekt mitgemacht hatte. Bis Lennart reif war, als Lehrer vor der Klasse zu stehen, waren Monate der Vorbereitung nötig.

Im November geht es für die an dem Wahlpflichtfach teilnehmenden Schüler zu kooperierenden Firmen, zum Beispiel „European Screening Port“, „Sasol“ und die „Schleswig Holstein Netz AG“. Das dort Gelernte wird zurück an der Schule angewandt: Die Schüler entwickeln Experimentierkästen und bis April/Mai bringen sie das Gelernte ihren Mitschülern in einer zweistündigen Unterrichtseinheit bei. Längst ist dieses Verfahren auch auf andere Fächer außerhalb der Naturwissenschaften übertragen und soll weiter verankert werden. Dass Schüler ihren Mitschülern etwas beibringen, geht in Latein nämlich genauso gut.

„Das Gelernte bleibt besser hängen“, so Schulleiterin Renate Just. Erklären können heißt verstanden zu haben. Manche Kollegen hatten Bedenken, die Verantwortung an die Schüler abzugeben. „Kinder und Jugendliche lassen sich aber eher von Menschen begeistern, deren Altersunterschied zu ihnen nicht so groß ist“, sagt Projektleiter Harald Meyer-Soenke.