Poppenbüttel. Sie tragen Namen, wie No Excuse – keine Entschuldigung oder Seven Bottles – sieben Flaschen: Die rund 25 Schülerbands am Carl-von-Ossietzky-Gymnasium. Eine Band haben viele Schulen, aber gleich 25? Das ist wohl Hamburger Rekord.

Um Rekorde geht es bei dem Projekt „Rock-Pop-Workshop“ (kurz RPW) gar nicht. Die Bandarbeit an dem Poppenbütteler Gymnasium soll die Schüler dazu bringen, eigenverantwortlich zu lernen, ohne dass ein Lehrer anwesend ist. Das Prinzip: „Schüler unterrichten Schüler“. So wie Charlotte oder Marie, beide 16. Die Elftklässlerinnen spielen seit drei Jahren in der Band „No Excuse“ und bringen den jüngeren Schülern ab der fünften Jahrgangsstufe bei, wie das gemeinsame Musizieren in einer Band funktioniert. Das beginnt mit den Grundlagen, wie dem Stimmen einer Gitarre oder dem Umgang mit dem Verstärker, und geht bis zum Musikmachen: Wie behalte ich als Band ein gleichmäßiges Tempo? Wie organisiere ich den Auftritt meiner Band? Das alles gehört zu dem Workshop, der aus Arbeitsgemeinschaften und Wahlkursen besteht und Bindeglied über alle Jahrgangsstufen von 5 bis 12 ist. „Wir Lehrer halten uns weitgehend zurück“, sagt Malte Meyborg, einer von zwei zuständigen Kollegen. Der Aufbau für mindestens zwei Konzerte pro Band, die Studioaufnahmen oder die Pflege der technischen Geräte und der Instrumente liegen in Schülerhand.

Einmal wöchentlich trifft sich jede Band, dieser Termin wird von den Schülern gemeinsam festgelegt. In die Benotung fließen unter anderem zwei Konzerte ein, es müssen Arbeitsprotokolle geführt werden, und wer als älterer Schüler Jüngere und deren Band betreut, verbessert dadurch außerdem seine Zensur. Wichtiger als die Note ist vielleicht, dass das Projekt das Zusammengehörigkeitsgefühl sowie die Identifikation mit der Schule stärkt. „Dieses Bandgefühl und die Gemeinschaft sind toll“, sagt Charlotte. Praktischer Musikunterricht ohne Lehrer, das geht: „Wir disziplinieren uns selbst“, sagt Charlotte. 400 Bands mit 2000 Schülern haben in den vergangenen 28 Jahren in dem Projekt mitgewirkt.

Guido, 23, hat vor vier Jahren Abitur gemacht und studiert. Dem Rock-Pop-Workshop, in dem er als Bassist war, ist er treu geblieben. Inzwischen betreut er die ganz jungen Teilnehmer.