Farmsen. Eine Schule, in der es keinen Stress gibt? Pausen, in denen Jugendliche eigenverantwortlich dafür sorgen, dass ein guter Umgang herrscht? Und ein Schulklima, das gut ist, weil die Schüler lernen, Konflikte zu lösen, Probleme zu bewältigen und miteinander zu kooperieren? Schulleiter Peter Geest hatte immer von so einer Einrichtung geträumt. Dann übernahm er vor zwei Jahren die Leitung am Gymnasium Farmsen mit dem festen Willen, das hier geltende Prinzip „Schüler helfen Schülern“ weiter auszubauen.

Das funktioniert im Grunde ganz einfach. Jedes Schuljahr werden etwa 20 Schüler im Alter von 16 und 18 Jahren zu Prefects ausgebildet. Sie schlichten Streit zwischen Schülern, sie hören zu, wenn ein Kind Sorgen hat und versuchen, gemeinsam Lösungen zu finden. Benjamin, 17, drittes Semester, ist einer von ihnen. Er ist für seine Mitschüler ein bisschen wie der große Bruder, der Rückendeckung gibt und mit ihnen auf Augenhöhe redet. Jeder kennt ihn – und wer mit ihm noch keinen Kontakt hatte, erkennt ihn an seinem weinroten Poloshirt und der Jacke mit der Aufschrift „Prefect“.

Und weil Schüler besonders gut von Schülern lernen, hat das Gymnasium Farmsen auf das Prefect-Projekt ein weiteres draufgesetzt. Es heißt „Snake“ und bedeutet „Stress nicht als Katastrophe erleben“. In 24 Unterrichtsstunden werden die Prefects zum Snake-Junior-Trainer ausgebildet. Sie lernen Methoden der Stressbewältigung, die sie anschließend in den achten Klassen über 16 Stunden unterrichten. Dabei geht es um Zeitmanagement, soziale und kommunikative Kompetenzen und Entspannungsübungen. „Die Schüler sind bei uns keine Hilfssheriffs, sondern sie sind aktiv im Sinne eines Generationenvertrages“, sagt Peter Geest. „Jüngere sollen durch Ältere herangeführt werden und später bereit sein, wieder Jüngeren zu helfen. So ermöglichen wir eine gesunde, stressfreie Schule.“