Das Carsharing wird weiter ausgebaut – eine gute Nachricht für Hamburg

My car is my castle – mein Auto ist meine Burg. Das war lange das Credo der Deutschen. Nichts liebten sie mehr als ihre vierrädrigen Vehikel, denen sie mitunter sogar Kosenamen gaben und liebevoll über den Lack strichen. Ein eigenes Auto galt früher nicht nur als Mittel zum mobilen Zweck, sondern auch als Statussymbol – bei jenen, die im mattschwarzen Ford Granada mit spätpubertärem Blues-Brothers-Gehabe herumfuhren genauso wie bei denen, die ihren Porsche 911 vor der Tür parkten, um wirtschaftlichen Erfolg zu demonstrieren oder bei dafür empfänglichen Frauen Eindruck zu schinden.

Doch die Zeiten ändern sich, auch in Sachen Mobilität. Wer heute Schulabgänger oder junge Studenten fragt, ob sie lieber ein eigenes Auto oder ein neues Smartphone hätten, der bekommt oft genug zu hören, dass das Selbstfahren nicht mehr vor dem Surfen kommt. Vor allem in Großstädten wie Hamburg gibt es nämlich längst adäquate Alternativen, um von A nach B zu kommen, womit nicht nur Bus und Bahn gemeint sind, sondern auch die Drahtesel von StadtRad und die blauweißen Smarts von Car2go.

Letztere waren an Alster und Elbe die Pioniere des neuen Carsharings – neu deshalb, weil erstmals der Gedanke der kilometerweisen und minutengenauen Fahrzeugmiete klug mit dem mobilen Internet verbunden wurde. Wer als registrierter Kunde im Stadtgebiet ein Auto braucht, muss nur auf sein Smartphone schauen, um einen freien Wagen in der Nähe zu finden. Nach kurzem Check-in kann es dann losgehen, abgerechnet wird nach Benutzung, fast wie in einem Taxi, in dem man selbst der Fahrer ist. Am Ziel angekommen, wird der Wagen einfach auf einem öffentlichen Stellplatz geparkt, verschlossen und somit wieder für andere freigegeben. Die Bezahlung erfolgt bargeldlos.

Wenn nach Daimlers Car2go, zu dem in Hamburg inzwischen rund 700 Autos gehören, nun 450 DriveNow-Wagen aus dem Hause BMW das Angebot an hiesigen Carsharing-Fahrzeugen vergrößern, ist das vor allem eine gute Nachricht – nicht nur für jene etwa zehn Prozent der Deutschen, die sich jüngsten Umfragen zufolge bereits ernsthaft vorstellen können, ein Gemeinschaftsauto zu nutzen statt ein eigenes zu kaufen. Denn die Zunahme der neuen Mobilität entlastet die Innenstadt von Pendlerfahrzeugen, die nur morgens und abends bewegt werden, tagsüber aber ungenutzt herumstehen.

Radikal umgesetzt, könnte ein Carsharing-Konzept viele innerstädtische Parkflächen für andere Nutzung frei werden lassen, breitere Radwege zum Beispiel. Und auch der Bau teurer Tiefgaragen wäre nicht mehr so häufig vonnöten – worauf der Senat ja schon reagiert hat, indem er die bisherige Stellplatzpflicht bei Neubauten zur Disposition stellte.

Für Bürgermeister Olaf Scholz sind Anbieter wie Car2go und DriveNow aber noch mehr als eine Möglichkeit, die Zahl der Autos in der City zu reduzieren. Sie könnten nämlich zusätzlich auch noch ein Turbo für die Weiterentwicklung der Elektromobilität sein. Dass eine Reihe von Elektroautos in die Carsharing-Flotte aufgenommen wird, ist jedenfalls bereits beschlossene Sache.

Ist also schon das Ende des privaten Pkw gekommen? Nein, so weit ist es noch lange nicht, zumal sich die neue Mobilität zurzeit noch innerhalb der Stadtgrenzen erschöpft. Erst wenn man seinen Hamburger Mini, Smart oder sonst was auch in Husum oder Berlin einfach wieder abstellen könnte, wäre das eigene Auto für fast jeden ersetzlich. Doch selbst dann wird es noch wahre Fans geben, die ihr geliebtes Blech niemals teilen würden.