Nahverkehr bricht zusammen. Alle S-Bahnen und Regionalzüge fallen aus. 1000 Bäume umgestürzt

Hamburg. Mehrere Tote, massenhaft umgestürzte Bäume, Ausnahmezustand auf den Straßen und in den Bahnhöfen – das Orkantief „Christian“ hat am Montag insbesondere in Hamburg und Norddeutschland immense Schäden verursacht.

Allein in der Hansestadt stürzten rund 1000 Bäume um, einige fielen auf Autos oder Häuser. Die Feuerwehr rückte zu 1400 Einsätzen aus. Vor allem im öffentlichen Nahverkehr spielten sich chaotische Szenen ab. Die Deutsche Bahn setzte in ganz Norddeutschland den Regionalverkehr aus. In Hamburg fuhren von 15 Uhr an bis zum Abend, abgesehen vom City-Tunnel, keine S-Bahnen mehr. Durch umgestürzte Bäume kam auch der U-Bahn-Verkehr auf vier Abschnitten völlig zum Erliegen, auf den Straßen ging es nur stockend voran. Im Hauptbahnhof standen Tausende Menschen dicht gedrängt an den Bahnsteigen. Weil kaum Taxis verfügbar waren, mussten viele stundenlang warten oder zu Fuß nach Hause gehen.

In Wellingsbüttel waren bereits am frühen Nachmittag zwei S-Bahnen in einen Baum gefahren, der die Schienen blockierte. Kurz vor der Station Diebsteich, am Plöner Stieg, mussten außerdem Fahrgäste in einer S-Bahn zwei Stunden ausharren, bevor sie von der Feuerwehr befreit werden konnten.

Auch am Hamburger Flughafen hieß es stundenlang: Nichts geht mehr. Dort saßen rund 1500 Passagiere zweieinhalb Stunden in den Flugzeugen fest, weil diese wetterbedingt nicht abgefertigt werden konnten.

In der Deutschen Bucht erreichten die Windgeschwindigkeiten Rekordwerte. Auf Borkum und Helgoland seien jeweils 191 km/h gemessen worden, teilte das ARD-Wetterstudio mit – acht km/h mehr als der bisherige höchste Wert. In Hamburg wurden nach Angaben des Deutschen Instituts für Wetter- und Klimakommunikation in der Spitze 119 km/h festgestellt.

Die Böen waren so stark, dass in der Hansestadt zahlreiche Hausdächer abgedeckt wurden. Auch das Dach des Ernst Deutsch Theaters wurde auf einer Fläche von 100 Quadratmetern angehoben. Es wurde provisorisch fixiert. Besonders dramatisch war die Lage im Karolinenviertel. Dort drohte ein 150 Jahre altes, unbewohntes viergeschossiges Haus einzustürzen – der Bezirk Mitte verfügte den sofortigen Notabriss.

Noch schlimmer wütete das Orkantief über Schleswig-Holstein. In Flensburg wurde ein Mann von einem Baum erschlagen, in Göhl bei Oldenburg (Holstein) starb eine 66-jährige Frau unter einer umstürzenden Mauer. Entwurzelte Bäume und Äste, die sich in Hochspannungsleitungen verfingen, lösten flächendeckende Stromausfälle aus. Fähren stellten ihren Dienst ein. Helgoland konnte nicht mehr angefahren werden. Der Syltshuttle stellte den Betrieb ein. Die Schüler im Kreis Nordfriesland wurden nach Hause geschickt.

Auch in Niedersachsen forderte der Orkan ein Todesopfer. Bei Schortens (Ostfriesland) stürzte ein Baum auf das fahrende Auto einer Frau. Sie starb an der Unfallstelle. In Nordrhein-Westfalen kamen zwei Menschen ums Leben. Ein 39 Jahre alter Mann war mit drei Kindern von Essen nach Gelsenkirchen unterwegs, als sein Wagen von einem umstürzenden Baum getroffen wurde. Der Fahrer und ein Kind starben. Zwei Kinder im Fond wurden verletzt.