Eine Glosse von Sven Kummereincke

Wie jeder Streit begann auch dieser ganz harmlos. Ich fragte meine Kollegin, ob sie denn schon einen Autor gefunden habe, der sich im Selbstversuch einen Monat lang vegan ernähren wird. Schulterzucken. „Du weigerst dich ja.“ Allerdings. Um das Gespräch etwas aufzulockern, erzählte ich von der Doku neulich im Fernsehen über den Homo australicus, das lange gesuchte Bindeglied zwischen Affe und Mensch. Dieser aufrecht gehende Affenmensch begann nämlich irgendwann, außer Bananen auch Aas zu fressen. Und das Fleisch führte zu Gehirnwachstum, zur Jagd und schließlich zur Menschwerdung. „Aha“, sagte meine Kollegin. Fleisch machte den Menschen also so klug, dass er durch all die Fleischfresserei die ganze Welt kaputt mache.

Ich konterte erst mal mit dem alten Gag, dass sie wohl eingefleischte Vegetarierin sei (müdes Lächeln), ich selbst Indirekt-Vegetarier wäre, weil ich ja nur Fleisch von Tieren esse, die sich vegetarisch ernährten (sehr müdes Lächeln), und es nun wirklich keine Lösung sei, vegan zu leben – spätestens in dritter Generation würden die verblödete Kinder auf die Welt bringen, was man vom Homo australicus ja lernen könne (gar kein Lächeln mehr). Erregt folgte eine Abhandlung über gesunde (und hirnfördernde) fleischlose Ernährung, und dass man an Typen wie mir sehen könne, wie recht die Grünen mit dem Veggie-Day doch gehabt hätten.

Sehr erregt schleuderte ich einen Worthaufen in ihre Richtung, in der Begriffe wie Bevormundung, Öko-Faschisten und weitere Unsachlichkeiten enthalten waren, um schließlich zu behaupten, dass ich – umringt von zehn missionierenden Veganern – in jede vorbeilaufende Kuh reinbeißen würde. Und zwar schon aus Prinzip. Woraufhin sie konstatierte, dass mit diesem Kleinkindverhalten endgültig belegt sei, dass Fleischkonsum keine allzu positiven Effekte auf mein Hirnwachstum gehabt haben könne.

Es folgte eine erschöpfte Pause. Dann einigten wir uns. Auf ein Unentschieden.