Ob Secondherzog, Buddy & Selly oder Rebelle: Immer mehr Hamburger Firmen setzen auf getragene Kleidung von Nobelmarken wie Prada oder Gucci.

Hamburg. Auch wenn viele Schöpfungen von Louis Vuitton oder Prada längst den Status eines Fashion-Klassikers erreicht haben, ein Leben lang möchte die Eigentümerin mit dem teuren Stück oft nicht verbringen, das ist vielleicht ähnlich wie bei manchen Ehen. Weil die Liebe nicht ewig hält, auch nicht zur „Speedy 30“-Tasche von Vuitton oder zum Chanel-Jäckchen, etabliert sich ein immer größerer Markt für Secondhand-Designermode. Allein in Hamburg setzen die Firmen Secondherzog, Buddy & Selly und neuerdings auch das Start-up Rebelle auf den Trend.

„Ein Schal oder eine Tasche eines Luxuslabels bedeuten eine wertstabile Anschaffung, immer mehr Leute suchen nach solchen exklusiven Dingen“, sagt Rebelle-Gründerin Cecile Gaulke. Rebelle ist der jüngste Neuzugang der Branche in Hamburg, eine Firma mit Sitz in der Speicherstadt mit Blick auf die Fleete, unterstützt von der Start-up-Schmiede Hanse Ventures mit prominenten Gesellschaftern wie dem ehemaligen Gruner+Jahr-Chef Bernd Kundrun.

Rebelle positioniert sich als Online-Marktplatz für hochwertige Designermode im Secondhandbereich. „Rebelle ist Deine Plattform für Designer Secondhand-Fashion. Wir prüfen jeden Artikel auf Echtheit und Qualität“, wirbt die Firma auf ihrer Internetpräsenz unter www.rebelle.de. „Wir setzen damit nicht nur auf die steigende Nachfrage nach Luxusgütern, sondern zugleich auf den neuen Trend zum Recommerce“, sagt Cecile Gaulke mit Blick auf den Wunsch vieler Verbraucher, ihre Sachen angesichts berstender Kleiderschränke irgendwann wieder zu Geld machen zu wollen.

Derzeit finden preisbewusste Modeliebhaber, die Secondhandware suchen, auf der Internetseite von Rebelle schon einige nette Stücke für den Herbst: einen Ledermantel von Miu Miu für 350 Euro, einen Parka mit Lammfell von D&G für 850 Euro, ein Hemdblusenkleid von Burberry für 160 Euro. Die Kleider haben die Kundinnen entweder selber in den Marktplatz eingestellt und bezahlen dafür eine Provision des Verkaufspreises. Oder sie nutzen für 15 Euro den Concierge-Service von Rebelle, die dafür das Fotografieren und Betexten des Kleidungsstücks auf dem Internetportal übernehmen. Diese Dienstleistung bietet Rebelle übrigens auch gewerblichen Kunden an, etwa stationären Secondhandläden wie Seconata in der Milchstraße oder D’Or in Eppendorf, die bereits Partner der jungen Firma sind.

Die meisten Gebrauchthändler für Premiummode, also Marken, die man neu bei Unger oder dem Alsterhaus bekommt, drängen derzeit mit sich ähnelnden Geschäftsmodellen auf den Markt: Sie nehmen die gebrauchte Ware in Hamburg beziehungsweise bundesweit an, lassen sich die Kleidung zusenden oder in Shops abgeben. Dann wird die Secondhandkleidung nach einer Echtheitsprüfung im weltweiten Netz weiterverkauft. Ihr Geld verdienen die Unternehmen mit der Differenz zwischen An- und Verkaufspreis oder mit einer Gebühr für die Nutzung ihres Marktplatzes für Luxusgüter im Internet (s. Infokasten).

Axel Seemann, der im vergangenen Sommer mit seiner Firma Buddy & Selly an den Start gegangen ist, betreibt einen Shop zum Ankauf in Winterhude. Alternativ können die Kunden ihre abgelegten Stücke etwa von René Lezard, Strenesse oder Joop kostenlos einschicken, sie müssen sich dazu nur einen Paketschein unter www.buddyandselly.com ausdrucken. Für die Sachen bekommen die Verkäufer sofort Bargeld. Buddy & Selly vertreibt die Stücke dann online weiter, etwa auf Ebay. „Seit der Gründung haben wir mehr als 60.000 Teile angekauft und nur zehn Prozent davon noch nicht wieder verkauft“, bilanziert Seemann, der vor seiner Selbstständigkeit als Unternehmensberater gearbeitet hat. Demnächst will der Hamburger weitere Märkte erschließen, etwa Frankreich, Italien und Großbritannien. „Es ist unser Ziel, europaweit einzukaufen“, sagt der 39-Jährige.

Neben Rebelle und Buddy & Selly ist Secondherzog schon seit längerer Zeit als Online-Händler für Luxuslabels auf dem Markt. Vor zwei Jahren eröffnete die Firma einen 240 Quadratmeter großen Ankaufsshop am Straßenbahnring in Eppendorf. Gründer Stephan Herzog zahlt den Einlieferern ähnlich wie bei Buddy & Selly sofort einen Geldbetrag aus. Wie hoch dieser ist, bestimmt einer der 60 Mitarbeiter von Secondherzog im 1000 Quadratmeter großen Logistikzentrum in Lokstedt. Natürlich wird die Ware auch hier danach geprüft, ob es sich um Originale handelt, denn Kopien sind bei Secondherzog nicht im Sortiment, versichert Herzog. Der Ankaufspreis hänge dabei von der Marke, dem Zustand und der Aktualität der Ware ab.

Wie begehrt Luxusmarken heute in vielen Ländern sind, zeigt ein Blick auf die aktuellen Wachstumsraten des Marktes: Weltweit legte der Umsatz mit den teuersten Marken 2012 um zehn Prozent zu. Konsumforscher erleben, dass auch junge Leute einzigartige Artikel jenseits des Massenmarktes um H&M, Zara oder Hollister suchen. Außerdem beflügelt das Markenbewusstsein von Chinesen oder Indern die Nachfrage nach Luxus.

Rebelle-Gründerin Cecile Gaulke kann die Liebe zum Luxus bestens nachvollziehen: „Ich habe schon als Kind die Sachen von meiner Mutter und meiner Oma anprobiert, Kleider mit Strass, dazu Krokoledertaschen“, sagt die gebürtige Berlinerin, die inzwischen in Winterhude lebt. Derzeit ist die 29-Jährige auf der Suche nach einer neuen Wohnung, und genug Platz für einen großen Kleiderschrank sollte das neue Zuhause auf jeden Fall bieten, sagt die Unternehmerin lachend. Obwohl, so manches abgelegte Stück könnte Cecile Gaulke jetzt ja auch auf Rebelle.de verkaufen.