Neun Fahrzeuge kollidieren, Frau stirbt, acht Menschen werden verletzt. Heftigste Massenkarambolage seit Jahren

Othmarschen. Um 15.30 Uhr überschlugen sich in der Notrufzentrale der Feuerwehr die Meldungen: Kurz vor dem Elbtunnel bei Othmarschen in Richtung Süden, so berichteten Anrufer aufgeregt, seien mehrere Laster und Autos ineinandergefahren. Die Autobahn 7 gleiche auf dem betroffenen Abschnitt einem Trümmerfeld.

Tatsächlich hat sich am Montagnachmittag eine Massenkarambolage ereignet. Einen derart massiven Auffahrunfall hat es vor dem Elbtunnel seit Jahren nicht mehr gegeben. Eine 51-jährige Frau kam ums Leben, insgesamt neun Fahrzeuge krachten laut Polizei ineinander. Acht Menschen wurden verletzt. Rund 60 Feuerwehrleute, zwei Löschzüge, Dutzende Polizeibeamte und ein Kriseninterventionsteam rückten zur Unfallstelle vor der Anschlussstelle Othmarschen aus. Es war ein grausiges Bild, das sich den Rettern dort bot: Ein Geländewagen war zwischen zwei Lastern eingeklemmt und durch die Wucht des Aufpralls wie in einer Presse zusammengequetscht worden. Einer der Lkw hatte das Heck des Autos regelrecht unter sich begraben.

Die Feuerwehrleute befürchteten das Schlimmste, ließen jedoch nichts unversucht. Mit schwerem hydraulischen Rettungsgerät holten sie die schwerverletzte, eingeklemmte Frau aus dem Auto – letztlich vergeblich. Sie verstarb noch am Unfallort.

Wie es zu dem Unfall kommen konnte, ist unklar. Nach ersten Zeugenaussagen soll der Sprinter einer Windenergiefirma kurz vor dem Elbtunnel von der Polizei herausgewunken worden sein. Dabei soll das Auto so stark gebremst haben, dass die nachfolgenden Fahrzeuge hinten auffuhren. Zunächst sollen ein Krankenwagen, ein Laster und ein Auto ineinandergefahren sein. Die nachfolgenden Fahrzeuge mussten abrupt bremsen, sodass es einige Meter weiter hinten zu einem zweiten Unfall kam. Dabei wurde der Geländewagen zwischen zwei Lastwagen eingequetscht. Weitere Laster fuhren auf.

Acht Lkw- und Pkw-Insassen wurden ins UKE, ins AK Altona und ins AK St. Georg transportiert – sie kamen vergleichsweise glimpflich davon. Nach Angaben der Feuerwehr wurden sie leicht oder mittelschwer verletzt. Zwei Unfallopfer erlitten ein Schleudertrauma, ein Lastwagenfahrer musste mit einer gebrochenen Hand in die Klinik eingeliefert werden.

Die Folgen für den Verkehr waren gravierend: Während der Rettungs- und Räumungsarbeiten wurde die Autobahn 7 in Richtung Süden voll gesperrt. Drei Laster waren fahruntüchtig, mussten abgeschleppt werden. In weniger als zwei Stunden staute sich der Verkehr auf einer Länge von mehr als zehn Kilometern. Auf der A23 standen die Fahrzeuge auf einer Länge von drei Kilometern. Bis 20 Uhr war erst eine Spur der Autobahn 7 wieder freigegeben. Um das Geschehen zu rekonstruieren, sichteten Sachverständige die Unfallstelle, setzte die Polizei die nach schweren Unfällen inzwischen bewährte 3-D-Scannertechnik ein.

Immer wieder sind Lkw in schwere Auffahrunfälle verwickelt. So wie im Februar 2012 vor dem Elbtunnel bei Waltershof. Damals krachte ein Laster am Stauende nahezu ungebremst in einen VW Golf. Die 81 Jahre alte Beifahrerin war sofort tot, die 56-jährige Fahrerin überlebte den Crash schwer verletzt.

Wie aus einer Studie des ADAC hervorgeht, sind Auffahrunfälle bei Lkw die häufigste Unfallursache. „Egal wie schnell der Laster ist: Wenn Ihnen ein 40-Tonner hinten reinfährt, sind erheblichste Verletzungen programmiert“, sagt Christian Hieff vom ADAC Hansa. Gerade vor einem Nadelöhr wie dem Elbtunnel komme es gehäuft zu schweren Auffahrunfällen. „Man kann immer wieder nur dazu raten, den rückwärtigen Verkehr wachsam im Blick zu behalten und vor allem: ausreichend Abstand zu halten“, sagt Hieff.