Neuer Name, neues Konzept: Im „Girardet Quartier“ sollen ab 2015 neue Läden, Restaurants und Büros entstehen

Neustadt. Würde eine Karte anzeigen, welche Flächen in der westlichen Innenstadt bislang durch sogenannte BIDs Business Improvement Districts umgestaltet wurden, wäre der Gänsemarkt einer der letzten weißen Flecken. Dammtorstraße, Neuer Wall, Hohe Bleichen und Passagenviertel wurden bereits auf Initiative ansässiger Grundeigentümer als BIDs aufgewertet. Jetzt wollen auch die Grundeigentümer rund um den Gänsemarkt dem Platz in ihrer Mitte eine Schönheitskur verpassen.

Sie haben sich zur BID-Initiative Gänsemarkt zusammengeschlossen und wollen noch in diesem Jahr einen Ideenwettbewerb initiieren. Zu den Vorgaben, die die Architekten umsetzen sollen, gehören ein neues Beleuchtungskonzept und eine attraktivere Bepflanzung, außerdem soll die Zahl der Stellplätze reduziert werden, um breitere Bürgersteige anlegen zu können. Auch die ABC-Straße (bis zu den Hohen Bleichen), die Gerhofstraße und die Poststraße (westlich der Gerhofstraße) sollen attraktiver werden.

„Der Gänsemarkt muss wieder Aufenthaltsqualität bekommen. Momentan wird er von den Innenstadtbesuchern nur überquert, aber nicht als Ort des Verweilens genutzt“, sagt Ulrich Wetterkamp, Geschäftsführer der Beteiligungsverwaltungsgesellschaft Gator, der gerade rund um die ehemalige Passage Neuer Gänsemarkt das „Girardet Quartier“ entwickelt. Seit Jahren herrsche an der eigentlich stark frequentierten Gerhofstraße und am Gänsemarkt „Stagnation und Siechtum“, so Wetterkamp. Jetzt wolle man das Areal so entwickeln, dass es auch in 20 Jahren noch ein funktionierender Einzelhandelsstandort sei.

Die Verschönerungsmaßnahmen rund um den Gänsemarkt sollen Anfang 2015 beginnen. Wegen des Busbeschleunigungsprogramms wird der Platz allerdings schon im nächsten Jahr zur Baustelle. Zwischen Frühjahr und Sommer 2014 wird die Bushaltestelle stadtauswärts an den Fahrbahnrand verlegt und je Richtung ein neuer Radfahrstreifen geschaffen. Außerdem sollen zusätzliche Ladebuchten für den Lieferverkehr angelegt werden.

Eine Passage zwischen Gänsemarkt und Poststraße ist künftig nicht mehr vorgesehen. „Das Konzept einer kleinen Shoppingmall hat sich nicht mehr bewährt“, sagt Stefan Marburg von Gator. „Es gibt zu viele attraktive Straßen drum herum.“ Stattdessen ist hinter der denkmalgeschützten Fassade des 1896 am Gänsemarkt erbauten Girardet-Hauses auf 1000 Quadratmeter Quadratmetern Gastronomie vorgesehen – mit Galerieflächen, von denen aus man nach draußen blicken kann. Ob Vapiano hier einzieht, wie in der Vergangenheit gemutmaßt wurde, steht noch nicht fest. „Das Konzept würde zum ,Girardet Quartier‘ passen“, sagt Marburg. „Vapiano wäre eine Option, die wir aber weder bestätigen noch dementieren können.“

Die Handelskammer begrüßt die geplante Entwicklung am Gänsemarkt. „Das BID Gänsemarkt knüpft an die Initiative in den benachbarten Quartieren an. Der Neue Wall und das Passagenviertel haben gezeigt, was BIDs erreichen können. Die Initiative am Gänsemarkt wird daher von uns unterstützt“, sagt Heiner Schote.

Hauptmieter der außen zum Gänsemarkt hin liegenden Flächen wird das Modelabel Thomas-i-Punkt, das seit 40 Jahren am Standort vertreten ist. Ende dieses Jahres bezieht das Unternehmen das dann fertiggestellte Geschäft neben seinem jetzigen Laden. Während des Weihnachtsgeschäfts wird es beide Flächen betreiben. Danach zieht sich Thomas-i-Punkt aus dem alten Laden zurück und wirtschaftet auf halber Fläche weiter. Im Sommer 2014 kann es die dann frisch renovierten Räume wieder übernehmen. Während „Blume 2000“ und „Starbucks“ bestehen bleiben, wird die Fläche des früheren Restaurants „Essen und Trinken“ komplett umgestaltet. Sie gehörte schon immer zu dem Gebäude Gerhofstraße 17 bis 19, in dem bis vor Kurzem ein Tchibo-Laden war. Das wird jetzt abgerissen.

In dem Neubau entstehen Büros, im Erdgeschoss ist eine 1000 Quadratmeter große Fläche für Einzelhandel vorgesehen. Auch zwei Häuser an der Poststraße gehören zum künftigen „Girardet Quartier“. Nummer 22, in dem früher das Blusen-Labels Umani und mehrere Büros untergebracht waren, wird zu einem reinen Wohnhaus umgewandelt; die Mieter bleiben während der Baumaßnahmen dort wohnen. Das Gebäude Poststraße 20 soll aufgestockt werden und bleibt ein Bürohaus.

Außer dem „Girardet Quartier“ entsteht an der Gerhofstraße ein weiterer Neubau. Vor zwei Wochen begannen die Abrissarbeiten des ehemaligen H&M-Standorts an der Gerhofstraße 10 bis 12. Dort will der Investor DC Values ein achtgeschossiges Gebäude errichten. Geplant sind laut Bezirksamt Hamburg-Mitte Einzelhandel, Büros und in den oberen zwei Geschossen jeweils eine Wohnung.