Eine Glosse von Alexander Schuller

Geneppte Gäste in einschlägigen Lokalen auf der Reeperbahn sind kein Aushängeschild für eine Stadt, die sich rühmt, eines der beliebtesten deutschen Reiseziele zu sein. Doch halt!

Ist es nicht vielmehr so, dass die meisten sich ganz bewusst in die obskuren Etablissements hineinkobern lassen, um wenigstens ein einziges Mal die raue Wirklichkeit des Rotlicht-Milieus an Leib und Seele zu erspüren? Im Übrigen ist es auch nachvollziehbar, dass jeder Nachtclubbesitzer so viel Geld wie möglich aus seinen Gästen herauspressen will: Die Mieten sind gestiegen, die Energiekosten auch! Kein Wunder, dass sich viele der zumeist weiblichen Angestellten nicht mal mehr anständige Kleidung leisten können.

Aber ohne staatliche Kontrolle funktioniert das nun mal nicht!

Deshalb haben führende Tourismusexperten der Hansestadt ein Konzept entwickelt, das zukünftig den organisierten Nepp unter behördlicher Aufsicht vorsieht. Angeboten werden die vier gängigsten Milieu-Delikte zum jeweilige Festpreis. Das Programm „Auf die harte Tour“ etwa kostet 259,00 Euro pro Person, inklusive Umsatzsteuer, zwei Backpfeifen und einer Flasche lauwarmen Erdbeersekts; ab vier Personen ermäßigt sich der Preis auf 219,00 Euro.

Für die „Neppershows“ werden aber noch rund 100 Minijobber gesucht, die nach einem Fortbildungsprogramm – die Kosten übernimmt die Bundesagentur für Arbeit – die inzwischen geschlossenen Stripschuppen wieder beleben sollen. Auch für die Sicherheit der Gäste wird gut gesorgt: Dafür sorgen rund 200 ehemalige GEZ-Mitarbeiter.