Wenn die Geschäftsleute und Passanten in der Hamburger Waitzstraße heute große Augen machen, liegt das auch an May Evers. Hand in Hand mit ihren Mitstreiterinnen der Gruppe „Nadelstärke 3“ sorgte die leidenschaftliche Handarbeiterin am Sonnabend für Aufmerksamkeit in der Groß Flottbeker Einkaufsmeile an der Grenze zu Othmarschen. Vor Ort wurden 59 Bäume, zudem Bänke und Verteilerkästen mit fantasievollen, bunten Häkelwaren bemustert. Strick-Guerilla heißt diese Art der Straßenkunst.

Zuvor hatten die fingerfertigen Frauen monatelang zu Wolle, Garn und Faden gegriffen – praktisch in jeder freien Minute. „Stricken mit künstlerischem Anspruch kommt in Mode“, weiß die gebürtige Heidelbergerin, die viele Jahre in Südostasien lebte.

Im Anschluss an ihr Ethnologie-Studium mit Kenntnissen der indonesischen und Südsee-Sprachen zog es sie nach Alsterdorf. Dort lebt die 49-Jährige mit ihrem zehn Jahre alten Sohn; die große Tochter ist schon aus dem Hause. Hauptberuflich ist die Austronesistin für die entwicklungspolitische Bildung des Kinderhilfswerks Plan International zuständig.

„Stricken zieht sich wie ein roter Faden durch mein Leben“, sagt sie selbst. Was im Kindergarten begann, wurde jetzt in der Waitzstraße fortgesetzt: farbenprächtig, pfiffig, unübersehbar.