Zu Beginn des vergangenen Jahrzehnts verkauften Hamburgs damalige Senate die Hamburgischen Electricitäts-Werke (HEW) schrittweise an den schwedischen Staatskonzern Vattenfall.

Mehr Markt oder mehr Staat bei der Energieversorgung? Zunächst ging der Trend in die eine, dann wieder in die andere Richtung, nicht nur in Hamburg. Zu Beginn des vergangenen Jahrzehnts verkauften Hamburgs damalige Senate die Hamburgischen Electricitäts-Werke (HEW) schrittweise an den schwedischen Staatskonzern Vattenfall.

Unter Führung des Bürgermeisters Ortwin Runde (SPD) war der Verkauf der Anteile begonnen, in der Zeit seines Nachfolgers Ole von Beust (CDU) abgeschlossen worden. Gemäß einer Richtlinie der EU-Kommission wurde damals auch der deutsche Strommarkt für den Wettbewerb geöffnet. In Deutschland herrschte politischer Konsens darüber, dass sich die öffentliche Hand aus dem Strom- und Gasgeschäft zurückziehen und dies den Energieversorgern überlassen sollte. Auch das städtische Traditionsunternehmen Hein Gas wurde verkauft, an den E.on-Konzern.

Bald schon wuchs in der Stadt aber der Verdruss darüber, dass die Energiepreise stiegen anstatt zu sinken und dass die Energiekonzerne zunächst nicht gewillt waren, in den Aufbau erneuerbarer Energien zu investieren. Im Gegenteil: Durch immer weitere Zukäufe sicherten sich E.on, RWE, Vattenfall und andere Versorgungskonzerne in Europa immer mehr Einfluss.

Vattenfall als größtes Energieunternehmen in Nordostdeutschland und dominierend in Hamburg, setzte im zurückliegenden Jahrzehnt vor allem auf Strom aus Atom- und Braunkohlekraftwerken. Nach der Stilllegung der Atomkraftwerke Brunsbüttel und Krümmel in Schleswig-Holstein gewannen die ostdeutschen Braunkohlekraftwerke im Unternehmen an Bedeutung, aber auch der Ausbau der Windkraft in Norddeutschland. So errichtet Vattenfall derzeit den Offshore-Windpark „Dan Tysk" westlich von Sylt.

Der politische Druck auf die großen Energieversorger nahm in den vergangenen Jahren zu. Viele Kommunen in Deutschland gründeten neue Stadtwerke und kauften ihre lokalen Energienetze zurück, wenn die Konzessionen der Betreiber ausliefen. Auch in Hamburg entwickelte sich ein starker Wille, die Strom-, Gas und Fernwärmeversorgung wieder stärker in städtische Hand zu bekommen. Als die Grünen in der Hamburgischen Bürgerschaft 2008 eine Koalition mit der CDU bildeten, setzten sie eines ihrer Prestigeprojekte durch. Der städtische Wasserversorger Hamburg Wasser gründete das Tochterunternehmen Hamburg Energie. Dessen wichtigster Geschäftszweck ist der Ausbau der erneuerbaren Energien in der Stadt.

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