Die Hamburgische Bürgerschaft wählt Unternehmer zum Ehrenbürger der Stadt. Feierstunde im Rathaus. Allein die Linksfraktion stimmte gegen die Verleihung der Ehrenbürgerwürde an Michael Otto.

Hamburg. Er wird weitermachen – über Hamburgs Grenzen hinaus. Nachdem der Unternehmer Michael Otto die Ehrenbürgerwürde Hamburgs erhalten hatte, die größte Auszeichnung, die die Stadt zu vergeben hat, gab Otto ein Geschenk an die Stadt zurück: Hamburgs Ruf als innovative Stadt solle gestärkt werden. „Ich habe mir vorgenommen, meine Projekte auf andere Städte und Regionen zu übertragen.“ Aus Hamburg soll also ein Signal ausgehen. „Das wird der Stadt gut zu Gesicht stehen“, sagte Otto in seiner Dankesrede am Donnerstagabend im Großen Festsaal des Rathauses.

Ausgezeichnet wurde Otto für sein persönliches Engagement in den Bereichen Kultur, Bildung, Umwelt und Soziales. Er hat unter anderem die Staatliche Jugendmusikschule, das Hamburg-Museum, die Kunsthalle und die Elbphilharmonie unterstützt. Das Projekt „The Young ClassX“ führt Kinder und Jugendliche aus sozial schwierigeren Verhältnissen spielerisch an klassische Musik heran. Sein Integrationskonzept für Hauptschüler in eine Berufsausbildung war die Vorlage für die Jugendberufsagentur, die der Senat umgesetzt hat. Bürgerschaftspräsidentin Carola Veit (SPD) erinnerte neben diesen Engagements auch an Ottos Vermittlerrolle. „Ihr Versuch, im Jahre 2009 zwischen den annähernd gleich großen Lagern der Befürworter und Gegner der damals anstehenden Schulreform zu vermitteln, ist unvergessen.“ Eine solche Schlichterrolle berge stets das Risiko, von beiden Seiten heftige Kritik zu erfahren. „Sie haben das damals trotzdem angenommen, weil Sie es für wichtig und richtig hielten, in dieser fundamentalen Frage der Entwicklung der hamburgischen Bildungslandschaft einen möglichst weit getragenen gesellschaftlichen Konsens herzustellen.“

Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) würdigte den 70-Jährigen in seiner Rede während des Festakts: „Geehrt werden Sie nicht für Ihre beeindruckenden Erfolge als Kopf des inzwischen zweitgrößten Internet-Versandhandels weltweit. Nein, was Sie, Herr Dr. Otto buchstäblich ehrt, ist Ihre Verantwortung als Unternehmer auf vielen Gebieten, die gerade in der globalisierten Welt des 21. Jahrhunderts nicht oder nicht mehr selbstverständlich sind.“

Die Haltung Ottos, der sich über eine Stiftung in vielfältigen kulturellen und bildungspolitischen Zusammenhängen gerade in sozial benachteiligten Stadtteilen engagiert, sei besonders bemerkenswert. Er agiere nicht „von oben herab als spendabler Geber, sondern die Hand reichend, um eigenverantwortlich den Schritt in eine bessere Zukunft zu gehen.“

Zuvor hatte die Bürgerschaft mit großer Mehrheit dafür gestimmt, Michael Otto die Ehrenbürgerwürde zu verleihen. Formal kann nur der Senat die Auszeichnung verleihen, doch das Landesparlament wird seit jeher um Zustimmung gebeten. CDU-Fraktionschef Dietrich Wersich lobte Otto für die vielen Dinge, die er großzügig gefördert habe. „Dinge, die vielen Menschen in Hamburg nützen, die gut sind für unsere Stadt.“ Allerdings unterlief dem Fraktionschef gleich zu Beginn seiner Rede ein Fauxpas, als er aus Otto statt eines engagierten „Bürgers“ gleich einen „Bürgermeister“ machte. Das sorgte bei der festlichen Stimmung im Parlament für leichte Heiterkeit. Und Wersich machte das Beste draus: „Das kann ja noch kommen.“

Andreas Dressel, Fraktionschef der SPD, würdigte Otto als „Unternehmerpersönlichkeit, die wirtschaftlichen Erfolg immer auch als gesellschaftspolitische Verantwortung und Verpflichtung begreift“. Und in Anlehnung auf das Engagement des Unternehmers im Wasserschutz sagte Dressel: Nicht nur die Millionen Versandhauskunden der Otto-Gruppe sagen sich ‚Otto… find ich gut‘, sondern auch viele Flussfische.“ Auch Jens Kerstan, Fraktionschef der Grünen, hob die ökologische Arbeit Ottos hervor. Er nannte ihn einen der „Pioniere umweltbewussten Managements in unserem Land“. FDP-Fraktionschefin Katja Suding sagte: „Er ist so ein Vorbild für zeitgemäßen hanseatischen Kaufmannsgeist im 21. Jahrhundert.“

Allein die Linksfraktion stimmte gegen die Verleihung der Ehrenbürgerwürde an Michael Otto. Anders als die übrigen Abgeordneten verweigerte die Linksfraktion auch den Applaus. „Unbestritten haben Sie viele Dinge über Spenden angestoßen und am Leben erhalten, wofür die öffentlichen Haushalte kein Geld hatten“, sagte Fraktionschefin Dora Heyenn. Allerdings gebe es viel Engagement von sehr vielen Bürgern, die sich ohne großes Vermögen für das Gemeinwohl einsetzten. Der Grund für die Neinstimmen: Nicht eine einzige Persönlichkeit wurde für Engagement gegen den Faschismus geehrt. „Das hätte unbedingt in diesem Jahr nachgeholt werden müssen.“

Im Anschluss an den Festakt fand ein anderer Ehrenbürger der Stadt, HSV-Idol Uwe Seeler, dagegen wärmere Worte: „Ich weiß, dass Michael Otto ein guter Arbeitgeber ist, für seine Mitarbeiter da ist. Er denkt aber auch an diejenigen, denen es nicht so gut geht. Das ist sehr sympathisch. Michael Otto hätte schon viel eher Ehrenbürger werden sollen. Für Hamburg ist das ein Glücksgriff.“ Auch die Brüder von Michael Otto freuten sich. „Das Tolle an meinem Bruder ist, dass er sich in so vielen verschiedenen Bereichen für Hamburg engagiert. Er hat die Auszeichnung verdient. Das ist eine große Ehre für ihn und für die ganze Familie“, sagte Alexander Otto. Und Frank Otto ergänzte: „Er hat es verdient wegen seiner unzähligen Engagements.“