In Hamburg wurden Dienstag 15.500 Kinder eingeschult, 67 auf der Uhlenhorst

Der wichtigste Tag beginnt um 8.30 Uhr mit Glockengeläut. Vor der Heilandskirche am Winterhuder Weg haben sich die zukünftigen Erstklässler der benachbarten Schule auf der Uhlenhorst versammelt. Manche haben den Eltern ihre Schultüten in die Hand gedrückt und wuseln über den Kirchhof. Andere sind noch verzagt und klammern sich an Mütter, Väter oder Großeltern. Die letzten Fotos werden draußen gemacht. Nacheinander bauen sich die Kleinen vor der historischen Schultafel auf, die im Hof steht. Stolz halten sie ihre Schultüten hoch – darunter originelle Kreationen: Leander trägt einen Haifisch unterm Arm, Titus ein Waldmonster aus Pelz und mit Hörnern.

Dann beginnt der Gottesdienst. Nach Musik, Gesang und Gebet segnet Pastor Michael Ellendorf die Schulanfänger. Nacheinander klettert jedes Kind auf einen Hocker und dreht sich zum Publikum. Mit dem Segen erhält es einen kleinen Schrittzähler. „Man achtet nicht auf alle Schritte, die man täglich macht“, hatte Pastor Ellendorf vorher gesagt. „Manche Schritte aber sind besonders wichtig. Etwa der, mit dem ihr nachher eure Schule betretet.“

An der Schule auf der Uhlenhorst wurden gestern 67 Kinder eingeschult, in ganz Hamburg waren es 15.500 – davon 2000 an Privatschulen. Die staatlichen Schulen verzeichneten mit 13.500 Erstklässlern im Vergleich zum Vorjahr ein Plus von 500. Laut Schulbehörde gibt es im neuen Schuljahr insgesamt 4805 Pädagogenstellen, rund 440 mehr als noch vor vier Jahren.

An der Schule auf der Uhlenhorst ist in diesem Jahr Sarah Resorius neu hinzugekommen, sie wird die Klasse 1a übernehmen. Mit den Kolleginnen der anderen ersten Klassen nimmt sie am Gottesdienst teil. Ihnen steht die Vorfreude ebenso ins Gesicht geschrieben wie ihren zukünftigen Schützlingen, die sich jetzt wieder hinsetzen. Die ersten knipsen schon ihre Schrittzähler an. Ob sie nachher wohl daran denken, sich den entscheidenden Schritt zu merken?

Die Heilandskirche ist nahezu bis auf den letzten Platz besetzt; fast alle Kinder, die heute eingeschult werden, sind gekommen. Die Tradition, diesen Tag mit einem Gottesdienst zu beginnen, gibt es seit sechs Jahren. „Wir haben mit der Zeit eine enge Beziehung zu der Schule und den Familien aufgebaut“, sagt Initiator Michael Ellendorf.

Damit möglichst viele Familien am Gottesdienst zum Schulanfang teilnehmen, chartert die Kirche sogar jedes Jahr einen roten Doppeldecker-Bus. Damit werden die Schulanfänger samt Anhang zur Einschulungsfeier in die Aula der Stadtteilschule Humboldtstraße kutschiert, ein paar Hundert Meter entfernt. Bis vor Kurzem gehörte der Standort zur Grundschule am Winterhuder Weg, die Aula darf daher genutzt werden.

Kinderkirche und Schulgottesdienste gibt es bereits – von diesem Schuljahr an will die Heilandskirche mit dem Kurs „Bibelwelten“ auch ins nachmittägliche Betreuungsangebot der Schule auf der Uhlenhorst einsteigen. Das übernimmt dort größtenteils der „Uhlennudelclub“, ein von Eltern 1994 gegründeter staatlich anerkannter Hort. Von 13 bis 18 Uhr gibt es dort ein umfangreiches Nachmittagsangebot im Bereich Musik, Künste, Sport, Informatik, Lesen und Hauswirtschaft – für viele Eltern auch ein Grund, die Schule für ihre Kinder auszuwählen.

Nach Angaben der Schulbehörde werden in diesem Schuljahr insgesamt 36.677 Hamburger Kinder der Klassenstufen Null bis Vier ihre Schule bis 16 Uhr besuchen, das sind 65 Prozent aller rund 56.400 Grundschüler. Die gegen geringe Gebühren buchbaren Randzeiten vor 8 und nach 16 Uhr nähmen insgesamt knapp 10.000 Kinder an, so Behördensprecher Peter Albrecht.

Die Feier ist zu Ende. Schulleiter Gerd Basler hat die Erstklässler begrüßt, es gab ein Theaterstück und die Vorführung eines Akrobatik-Teams. Jetzt geht’s wieder zurück zum Winterhuder Weg. Diesmal zu Fuß und im Klassenverband. Und dann um 11 Uhr, endlich, betreten die Kinder ihre neue Schule. Und vergessen vor lauter Aufregung zu schauen, der wievielte Schritt es war.