Alexander Ottos Spende ist eine nachhaltige Investition in die Substanz dieser Stadt

„Wer nichts verändern will, der wird auch das verlieren, was er bewahren möchte“, erinnerte die Kultursenatorin mit Gustav Heinemann an die Verantwortung, die jedes stolze und traditionsreiche Erbe mit sich bringt. Auch wenn die hier gemeinte Veränderung im Hamburger Kulturleben wohl kaum einer besonders mahnenden Vermittlung bedarf. Denn die (bauliche) Erneuerung, die in diesem Fall die Hamburger Kunsthalle betrifft und die Barbara Kisseler gemeinsam mit dem Ersten Bürgermeister Olaf Scholz, dem Museumsdirektor Hubertus Gaßner, seinem Geschäftsführer Stefan Brandt und dem Hamburger Unternehmer (und: Mäzen) Alexander Otto verkünden durfte, ist so dringend nötig wie herzlich erwünscht. Und das vielleicht Beste ist: Sie macht am Ende tatsächlich alle Beteiligten glücklich.

Zunächst einmal das Museum selbst, weil es durch die Maßnahme entschiedener konkurrenzfähig bleibt (manche sagen: erst wird), weil es die Besucher künftig angemessen durch die Sammlung leiten kann, und weil die Mitarbeiter und Wissenschaftler nicht mehr auf 16.000 Quadratmetern verstreut arbeiten, sondern räumlich näher zusammenrücken. Dann natürlich die Kunstfreunde und Museumsbesucher, weil ihnen die Kunstwerke in Zukunft deutlich klarer präsentiert werden sollen – was nützt ein Schatz „auf Weltniveau“, wie der Geschäftsführer seinen Bestand unbescheiden einordnet, wenn ihn keiner bemerkt? Wenn – wie sich angesichts des anstehenden Umbaus auch keiner mehr scheut zuzugeben – die Präsentation derart mau ist, dass niemand diesen Schatz angemessen würdigen kann? Der Qualität der Sammlung jedenfalls wurde die Präsentation schon lange nicht mehr gerecht. Und genau das soll sich nun ändern. Das ist ohne Einschränkung ein sinnvolles und dankenswertes Projekt, zumal damit auch die Modernisierung des Depots verbunden ist, das immerhin 70 Prozent des Gesamtbestands birgt und im Grunde also der eigentliche Hüter des Schatzes ist. Jedem wird einleuchten, dass nicht nur der repräsentative Bereich, sondern auch ein solcher Ort modernsten Anforderungen und Sicherheitsstandards entsprechen sollte.

Nicht zuletzt wird die Maßnahme die Stadt glücklich machen. „Die Stadt“ im Sinne von: den Senat und die Kulturbehörde – denn die Hauptkosten tragen nicht sie, sondern ein anderer. Und „die Stadt“ im Sinne von: uns alle – denn die Investition fließt direkt und nachhaltig in die bauliche und kulturelle Substanz Hamburgs. Hier gilt umso mehr: Man muss verändern, um nicht das zu verlieren, was man bewahren möchte.

Fast klang es ein wenig hanseatisch zurückhaltend, wie Olaf Scholz Alexander Otto, dem Spender von immerhin insgesamt 15 Millionen Euro, mit dem gewohnt verschmitzten Lächeln dankte: „Also: Schönen Dank.“ Tatsächlich steht die Unterstützung durch Otto persönlich und seine Stiftung beispielhaft für die großartige Tradition der Hansestadt, die eine lange Geschichte bürgerschaftlichen Engagements vorzuweisen hat. Gerade in der Kunsthalle, die nur durch die Forderung Hamburger Bürger nach einem solchen Ort und schließlich durch ihre Spenden entstehen konnte, zeigt sich die Kraft und dauerhafte Wirkung eines solchen Engagements.

Der erste Direktor Alfred Lichtwark wollte kein „Museum, das dasteht und wartet, sondern ein Institut, das thätig in die künstlerische Erziehung unserer Bevölkerung eingreift“. In diesem Sinne bewegt es sich auch jetzt. Dank eines solventen Hamburgers, der in der hanseatischen Tradition eine Verantwortung für „seine“ Stadt empfindet. Als die Kunsthalle 1869 eröffnete, war die Begeisterung groß und das Selbstbewusstsein nicht minder: „Mit gerechtem Stolz dürfen Hamburgs Bürger auf diese der edlen Kunst gewidmeten Hallen, sowie auf das, was sie enthalten, blicken!“ Das gilt auch heute – und bald umso mehr.