Schulen dürfen Kindern nicht freigeben, gehen den Unterricht bei Rekordwärme aber lockerer an

Hamburg. Da mögen die Temperaturen auf in hiesigen Breiten eher ungewöhnliche Werte klettern, auf das klassische Hitzefrei darf kein Schüler mehr hoffen. „Wir haben in Hamburg keine guten Erfahrungen damit gemacht, Schüler früher nach Hause zu schicken“, sagte Schulsenator Ties Rabe (SPD). Zu viele Kinder stünden in solch einem Fall vor verschlossenen Türen oder seien auf sich allein gestellt, weil die Eltern berufstätig seien.

Seit 1996 gilt deswegen eine Regelung, die es den Schulen selbst überlässt, wie sie mit großer Hitze umgehen. „Im Prinzip soll das, was in der Schule passiert, den hohen Temperaturen angepasst werden“, sagte Landesschulrat Norbert Rosenboom. Das kann bedeuten, dass der Lernstoff entspannter präsentiert wird. Es kann aber auch dazu führen, dass die Grenze von Unterricht zu Betreuung überschritten wird.

Voraussetzung für diese Form von „Schule light“ ist, dass um 11.30 Uhr eine Temperatur von 27 Grad im Schatten gemessen wird – und zwar in allen Gebäudeteilen einer Schule. Zusätzlich muss die Einschätzung der Schulleitung vorliegen, dass die Hitze für die Schüler „unerträglich“ ist.

„Eine Reihe von Schulleitern hat sich am Freitag nach den genauen Bestimmungen zum Hitzefrei erkundigt, besonders diejenigen, die neu im Amt sind“, sagte Behördensprecher Peter Albrecht. In der Behörde ist nicht bekannt, wie viele Schulen wegen der hohen Temperaturen vom regulären Stundenplan abgewichen sind.

Zum neuen Schuljahr, das am Donnerstag begonnen hat, nehmen zwei neue Schulen ihren Betrieb auf: Der Standort Humboldtstraße (Uhlenhorst) ist infolge für vier Parallelklassen ausreichender Anmeldezahlen aus einer Zweigstelle der Heinrich-Hertz-Stadtteilschule (Winterhude) hervorgegangen. Die Stadtteilschule Maretstraße (Harburg) hat sich von der Goethe-Schule abgekoppelt. Damit erhöht sich die Zahl der Stadtteilschulen auf 59 (Gymnasien: unverändert 60).

Die größten Veränderungen gibt es im Sonderschulbereich. Die bisherigen 24 Sprachheil- und Förderschulen werden in 13 Regionale Bildungs- und Beratungszentren (ReBBZ) überführt. Der Grund sind die dramatisch gesunkenen Schülerzahlen, weil sehr viele Kinder mit Förderbedarf im Rahmen der Inklusion auf Grund- und Stadtteilschulen angemeldet werden. Die 13 speziellen Sonderschulen bleiben bestehen.

Erstmals erhalten die Abiturienten in diesem Schuljahr hamburgweit die gleichen Aufgaben in allen Prüfungsfächern. Darüber hinaus wird es erstmals gleiche Prüfungsteile wie in fünf weiteren Ländern (Mecklenburg-Vorpommern, Bayern, Sachsen, Niedersachsen und Schleswig-Holstein) geben. Zudem tritt die Neuberechnung des Kess-Sozialindexes in Kraft, der die Lehrerversorgung nach sozialen Gesichtspunkten staffelt. Kritik kam von der Opposition. Die CDU warf Rabe vor, die Sorgen der Eltern nicht ernst zu nehmen. Nach Ansicht der Grünen ignoriert der Senator die Realität an Schulen.