Akten, Akten, Akten. Zwei Jahre lang täglich diese „toten Gegenstände“ auf dem Tisch: das war nichts für Silka Decker, Auszubildende zur Notargehilfin, damals vor mehr als 30 Jahren. Dabei wollte sie eigentlich Erzieherin in einer Kita werden. Doch in jener Zeit gab es – anders als heute – keine Plätze in Hamburg, sodass sie nahm, was es gab. Auf ihren großen Berufswunsch aber verzichtete sie nicht. Im zweiten Anlauf ging sie zur Erzieherausbildung nach Berlin und arbeitet seitdem in ihrem Traumjob – derzeit im Hamburger Kinderhaus Margaretenstraße.

Zwar hat sie selbst keine Kinder, dennoch geht es für die 55-Jährige nicht ohne. Die Kleinen bräuchten Regeln und Strukturen, zugleich dürfe man sie nicht bremsen, erklärt Decker ihr pädagogisches Selbstverständnis. „Es gibt nicht Schöneres als ein Kinderlachen oder eine Umarmung“, sagt sie.

Diese kleinen Glücksmomente erhalten den Spaß an der Arbeit, denn das Leben in der Kita ist nicht nur rosig. Zu wenige Erzieher für zu viele Kinder, mehr Aufsichtsperson als Pädagoge: „Das kann nicht mein Anspruch sein“, sagt Decker. Dazu lange Arbeitszeiten, laute Kinder, ständig Stress. Decker hat vom ständigen Heben sogar schon einen Bandscheibenvorfall erlitten. Aber sie bleibt im Kinderhaus, auch ihren Schützlingen zuliebe. Spätestens mit 60 Jahren aber will sie mit ihrem Mann ins Ausland gehen – in die Wärme: „Ich bin Klimaflüchtling.“