Man muss sich eben etwas einfallen lassen, um sich nach dem Studium und vor dem ersten Job finanziell über Wasser zu halten. Ulrike Holst verkauft seit einigen Wochen Erdbeeren an der U-Bahn-Haltestelle Wandsbek Markt, damit etwas Geld ins Portemonnaie kommt.

Ende 2012 schloss sie ihr Studium der Gesundheitsökonomie in Lübeck ab. Seitdem wohnt sie wieder zu Hause in Wandsbek bei ihren Eltern. Wenn irgendwie möglich, möchte sie im Management einer Krankenkasse arbeiten, doch der Hamburger Markt sei extrem überlaufen; deswegen bewirbt sie sich nun deutschlandweit. „Das kann schon frustrierend sein“, sagt die 30-Jährige. Es werde wohl auf Hessen oder Bayern hinauslaufen.

Um die Zeit zu überbrücken, bis der ersehnte Anruf inklusive Jobangebot kommt, schiebt sie Zwölf-Stunden-Schichten von 7 bis 19 Uhr am Erdbeerstand. Spaß hat sie trotzdem: „Man lernt viel über Menschen.“ Mal greifen „Kunden“ ungeniert und ohne zu bezahlen in die Früchteschalen, mal bekommt sie von Verehrern Telefonnummern zugesteckt. „Aber da bin ich versorgt“, verrät Holst cool. Mit ihrem Freund ist sie seit gut sieben Jahren zusammen. Wenn der Anruf kommt, muss er mit, egal, wohin es geht.