Viele Bauwerke immer maroder. Auf Autofahrer kommen große Behinderungen zu

Hamburg. Die Hansestadt gilt als Stadt der Brücken – doch immer mehr Bauwerke sind in einem so maroden Zustand, dass sie dringend sanierungsbedürftig sind. Nach einer neuen Aufstellung der Hamburger Verkehrsbehörde, die dem Abendblatt vorliegt, müssen von den rund 1200 städtischen Brücken in den nächsten fünf Jahren 25 komplett abgerissen werden. Hinzu kommen vier geplante Brückenabrisse im Hafen, die in die Zuständigkeit der Hamburg Port Authority (HPA) fallen.

Was das für den Stadtverkehr bedeutet, lässt sich derzeit auf dem Ring 2 an der Deelbögebrücke im Bezirk Nord sehen, die bereits abgetragen wurde. Für den Neubau wurde die Querung am gestrigen Freitag bis zum Sonntag für den Verkehr gesperrt. Staus sind dort schon seit Jahren an der Tagesordnung, weil an dem Brückenersatz seit 2011 bereits gearbeitet wird.

Ähnliches droht nun an vielen weiteren Stellen der Stadt, wo ebenfalls Brücken abgerissen werden sollen. Nach der Behördenliste handelt es sich um die folgenden Bauwerke: Südöstliche und nordwestliche Hohenfelder Brücke, Grillparzerbrücke, Gaswerkbrücke, Ostfalenweg, Tatenberger Brücke, Hannoversche Straße, Legienbrücke, Öjendorfer Brücke, Überführung Kuhlenmoorweg, Feldweg 81, Bei der Pulvermühle, Wandseredder, Hasselwerder Straße, Unterm Heilbrunnen, Bargfredestraße, Maria-Terwiel-Kehre, östliche Poppenbüttler Schleuse, östlicher Berner Gutsweg, Jacob-Kaiser-Straße, An der Bojewiese, Fährstraßen Brücke Nord/Reiherstieger Wettern, Reiterbrücke/Alster, Gutspark Hohenbuchen und die Kühnbrücke/Alster. Im Hafen stehen zudem die alte Retheklappbrücke, die Veddelkanalbrücke, die Waltershofer Brücke und die Peutebahnbrücke in den nächsten Jahren vor dem Abriss. Hinzu kommen noch etwa 30 über die Stadt verteilte kleinere Holzbrücken, die abgerissen werden sollen. „Eine ersatzlose Beseitigung ist aber in keinem Fall vorgesehen“, sagte eine Sprecherin.

Als Grund für die massiven Schäden führt die Behörde eine „immer weiter ansteigende Belastung aus dem Schwerlastverkehr“ an. Tatsächlich erhöhten sich die jährlichen Unterhaltungs- und Sanierungskosten für Hamburger Brücken von etwa zwölf Millionen Euro im Jahr 2003 auf aktuell rund 18 Millionen Euro.

Trotz dieser Ausgaben verschlechterte sich der Zustand vieler Bauwerke im Laufe der Jahre immer weiter. Bei regelmäßigen Überprüfungen werden Zustandsbewertungen mit den Noten 1 bis 4 vorgenommen. Noch 1995 lag die durchschnittliche Bewertung der Hamburger Brücken bei dem Wert 1,62 – was noch als „guter Zustand“ gilt. Inzwischen fiel die Durchschnittsnote auf 2,21. Dies entspricht nur noch einem „befriedigenden Zustand“. Viele Brücken sind – wie die behördeninterne Liste zeigt – noch in einem schlechteren Zustand.

Kommunalpolitiker wie der CDU-Verkehrsexperte Christoph Ploß aus dem Bezirk Nord mahnen daher angesichts der Erfahrungen mit der Deelbögebrücke eine rasche Sanierung aller maroden Brücken an. „Hier zu sparen ist der falsche Weg“, sagt Ploß.

Allerdings sind marode Brücken kein alleiniges Hamburger Problem: Auch bundesweit fordern Experten seit Jahren verstärkte Investitionen.

So kam jüngst eine von den Landesverkehrsministern eingesetzte Kommission zu dem Schluss, dass mittlerweile 20 Prozent aller Autobahnen und 40 Prozent der Bundesstraßen schon einen „bedenklichen Zustand“ erreicht haben.