Polizeigewerkschaft warnt vor steigenden Fehlzeiten. Verantwortlich für den hohen Krankenstand seien vor allem die Unzufriedenheit der Beamten mit den Arbeitsbedingungen und die immer höheren Anforderungen.

Hamburg. Der Krankenstand in der Hamburger Verwaltung ist hoch, der Polizeivollzugsdienst liegt in der Statistik an fünfter Stelle. Die Entwicklung ist dort besonders dramatisch: Betrug die sogenannte Fehlzeitenquote 2009 noch 8,2 Prozent, lag sie im vergangenen Jahr schon bei 9,8 Prozent.

„Das ist besorgniserregend“, sagt Thomas von Jungfer von der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG). „Wir haben es hier nicht mit einem punktuellen Ereignis zu tun, sondern mit einer kontinuierlichen Entwicklung, die jetzt bereits mehrere Jahre andauert.“

Jungfer macht für den hohen Krankenstand vor allem die Unzufriedenheit der Beamten mit den Arbeitsbedingungen und die immer höheren Anforderungen verantwortlich. „Die Polizei wird durch zahlreiche Sparmaßnahmen belastet“, sagt Jungfer. „Es sind beispielsweise 31 Stellen bei den Angestellten im Polizeidienst frei, aber nicht neu besetzt worden.“ Es handelt sich dabei um Angestellte, zu deren Aufgaben es gehört, Konsulate, Synagogen, aber auch das Polizeipräsidium in Alsterdorf zu bewachen. „Solche Wachaufgaben müssen in immer größerem Umfang von Kollegen der Bereitschaftspolizei und der Einsatzzüge übernommen werden“, kritisiert Thomas von Jungfer.

„Allein in den vergangenen zwei Monaten mussten Bereitschaftspolizisten 200 Bewachungsdienste in Alsterdorf übernehmen.“ Sparmaßnahmen belasten laut Gewerkschaft die Polizei in erheblichem Umfang. So soll der Erkennungsdienst, der Fotos erstellt und von Festgenommenen Fingerabdrücke nimmt, künftig nicht mehr zentral im Polizeipräsidium angesiedelt sein – die Aufgaben sollen an den Wachen erledigt werden. „Dabei wird die Arbeit komplett verlagert, um Angestellte einzusparen, ohne dafür an den Wachen für mehr Personal zu sorgen“, sagt Jungfer.

Auch beim Gefangenentransport, beim Schießtraining und bei der Kriminalpolizei, die mit deutlich weniger Sachgebieten und damit auch weniger Sachgebietsleitern auskommen soll, wird gespart. Gekürzt wurde auch der Posten „Einsatzlagen“.

Standen dafür laut Jungfer 2012 noch 1,3 Millionen Euro zur Verfügung, sind es jetzt nur noch 300.000 Euro. Mit dem Geld soll die Verpflegung bei Großeinsätzen, aber auch der Einsatz auswärtiger Hundertschaften in Hamburg bezahlt werden. „Wenn man nicht auskommt, ist zu befürchten, dass man das Geld aus anderen Bereichen der Polizei abzweigen muss“, warnt Jungfer. „Die Arbeitszufriedenheit wird durch Sparmaßnahmen, aber auch durch fehlende Entscheidungen bei der Umstrukturierung immer schlechter“, glaubt Jungfer. „Wir werden uns, wenn keine Lösung gefunden wird, auf einen hohen und noch weiter steigenden Krankenstand einstellen müssen.“

Ganz anders sieht es etwa an den Hochschulen aus. Hier meldeten sich 2012 nur selten Lehrkräfte krank. Die Fehlquote von 1,4 Prozent ist die niedrigste im städtischen Bereich. Ähnlich gesund scheinen auch Richter und Staatsanwälte zu sein: Hier betrug der Anteil der Kranken 2,2 Prozent. „Bei gering bezahlten Berufsgruppen liegt die Krankenquote höher“, sagt Bettina Lentz, Leiterin des Personalamtes. „Dabei spielt auch die Berufszufriedenheit eine Rolle.“ Psychische Erkrankungen nehmen zu: Bei den Behandlungskosten sind sie schon auf Platz drei.