Jahresbilanz der Stadtreinigung. Viele Bürger wissen nicht, wem sie ausgediente Jacken und Hosen spenden sollen

Hamburg. Weinflaschen in den Glascontainer, Joghurtbecher in die gelbe Tonne, alte Zeitungen in den Papierbehälter: Viele Bürger in der Hansestadt trennen Wertstoffe vorbildlich – mit einer Ausnahme. Im vergangenen Jahr haben die Hamburger rund 14.000 Tonnen ausgediente Kleidungsstücke einfach in den Restmüll geworfen, pro Einwohner mehr als acht Kilogramm.

Dies sei „verbesserungswürdig“, sagt Reinhard Fiedler von der Stadtreinigung. Schon in den vergangenen Jahren sei der Trend zur Entsorgung in der grauen Tonne zu beobachten gewesen. Gründe, so Fiedler, seien die Unwissenheit vieler Bürger, aber auch die Bequemlichkeit, nicht für jedes zerrissene T-Shirt zu einem Altkleidercontainer zu fahren. Landen die Kleider im Restmüll, lassen sie sich nicht weiterverarbeiten und müssen verbrannt werden. „Das sind verlorene Wertstoffe“, kritisiert Fiedler. Zwar werde mit der Müllverbrennung auch Energie gewonnen, aber ein Recycling der Stoffe sei immer ökologischer.

Alte Kleider, so der Rat, gehören in die Altkleidersammlung. Doch die Annahme, damit direkt bedürftigen Menschen zu helfen, trifft nicht immer zu. Die Deutschen kaufen inzwischen doppelt so viel Kleidung wie noch vor 30 Jahren – und spenden entsprechend viel. „Es ist alles im Überfluss vorhanden“, sagt Judith Voß von der Diakonie Hamburg. Das Problem sei die „billige Wegwerfkleidung“, sagt Markus Tieseler, der beim Deutschen Roten Kreuz für die Altkleider zuständig ist. Nur rund 20 Prozent der Spenden kann das DRK verwenden, die Überschüsse werden an Verwertungsunternehmen verkauft. „Altkleider sind mittlerweile ein Handelsgut“, so Tieseler.

Immer mehr Organisationen drängen auf den Altkleidermarkt, denn damit lässt sich gutes Geld verdienen. Eine Tonne bringt, je nach Qualität der Kleidung, zwischen 200 und 500 Euro. Auch gemeinnützige Organisationen wie das DRK verkaufen einen Großteil der Altkleider. Anders als gewerbliche Sammler verwenden sie aber das Geld, um karitative Aktionen zu finanzieren und um ihre Kleiderkammern zu unterhalten. „Die Sachspenden sind mittlerweile wie Geldspenden“, sagt Tieseler.

Die Verwertungsfirmen kaufen den gesamten Inhalt der Containers und sortieren die Textilien nach Qualität. Rund zehn Prozent sind Abfall, 35 Prozent sind nicht mehr als Kleidung zu tragen und werden zu Dämmstoffen oder Putzlappen verarbeitet. Rund 55 Prozent werden als tragbar eingestuft und als Secondhandware ins Ausland gebracht und dort verkauft.

Häufig wissen die Bürger nicht, wem sie ihre Kleidung anvertrauen sollen. Schätzungen zufolge werden rund 40 Prozent der Altkleidercontainer in Deutschland illegal aufgestellt. Seriöse Anbieter kennzeichnen ihre Behälter mit ihrem Logo, der Adresse und einer Telefonnummer.