Zu viele Events

Ich wohne seit mehr als 20 Jahren in der Altstadt und habe mich bewusst gegen ein Leben auf dem Land entschieden. Aber muss ich deshalb tolerieren, dass ich zwischen April und August jedes Wochenende von Lärm und Dreck und kreisenden Hubschraubern belästigt werde, dass Event-Besucher unsere Straße als öffentliche Toilette benutzen, dass ich nur über Umwege oder gar nicht mit dem Pkw meine Garage erreichen oder verlassen kann? Ich liebe diese weltoffene, tolerante, kreative Stadt, aber braucht man dafür wirklich jedes Wochenende in der Innenstadt eine Großveranstaltung?

Angelika Schwabe

Weniger wäre mehr!

Man kann den Rat an die westlichen Überflussgesellschaften auf ein Wort verkürzen: genug! Das schöne Motto des letzten Evangelischen Kirchentages lautete: “Soviel Du brauchst“. So viele Events, wie Hamburg glaubt, an sich ziehen zu müssen, braucht die Stadt nicht. Sie verärgert damit große Teile der Bevölkerung. Und Hamburg feiert nicht nur zu viel, Hamburg feiert auch sich selbst zu viel. Ich liebe diese Stadt wie keine zweite, aber das beständige Rühmen durch alle Stadtmedien, das unablässige Bemühen sämtlicher Superlative für eine – zugegeben – einzigartige Stadt, lässt mich auch hier zu dem Schluss kommen: Weniger wäre mehr! Und wo bleibt eigentlich das hanseatische Understatement?

Achim Weers

Fliegt auf den Mond!

Immer wieder das gleiche Gejammer. Genervte Hamburger, spart auf einen Flug zum Mond! Dort stören nur die eigenen Geräusche und nicht mehr das Hupen der Autos, knatternde Motorräder, ratternde Züge, Kindergeschrei oder andere Dinge.

Gundula Lüders

Blanker Zynismus

Wem gehört die Stadt? Das ist eine gute Frage. Offenbar inzwischen allein der Hotellerie und Tourismusbranche. Meine Interessen als Bewohner der Neustadt sind offenbar gegenüber der Wertschöpfung solcher Großveranstaltungen absolut zweitrangig. Es hat auch nichts mit Toleranz zu tun, wenn ich Lärm und Abgase nicht schön finde und Ratschläge wie: Wem es zu laut wird, der solle aufs Land fahren, für blanken Zynismus halte. Ich finde einfach: Es reicht! Wer unbedingt „Easy Rider“ spielen will, der kann das von mir aus gern tun. Aber in einer Großstadt wie Hamburg ist ein solches Großereignis ein Anachronismus.

Michael Hamm

Schwanz einziehen

Nach meiner Wahrnehmung zeichnet sich die sogenannte Toleranz der politisch Verantwortlichen in dieser Stadt insbesondere dadurch aus, dass sie konfliktträchtige Erscheinungsbilder nicht managen, sondern den Schwanz einziehen, wenn die Ruhe der Spießer gefährdet ist.

Klaus Blumentrath

Maß ist voll

Das Maß ist längst voll. Es werden viele Tausende Hamburger in ihrer Bewegungsfreiheit mehrmals im Jahr durch zahllose Großereignisse stark eingeschränkt. Dazu kommen Lärm durch Motorräder und Hubschrauber, Abgase, Müll und Zerstörung. Für eine kleine Gruppe von Motorradfahrern werden die Autobahn und ganze Stadtteile gesperrt. Unglaublich! Die Stadt ringt um die Reduzierung von Abgasen und fördert diesen völlig überflüssigen Motorradwahnsinn. Der Einzelhandel soll Steuern erwirtschaften und wird mehrmals im Jahr daran massiv gehindert. Es reicht! Ein verantwortungsvoller Politiker kann das doch nicht gutheißen. Aber wie sagten schon die Römer: Gib den Leuten Brot und Spiele, dann sind sie ruhig.

Michael Eilers

„Dumm Tüch“

Wem gehört die Stadt? Allen. St. Pauli ist ein Vergnügungsviertel seit eh und je. Und es macht durchaus Sinn, hier genau deswegen einen Großteil dieser Veranstaltungen stattfinden zu lassen. Interessanterweise haben die alteingesessenen St. Paulianer gar keine Probleme damit. Die St. Paulianer haben ein feines Gespür, und nicht einmal das Abendblatt wird es schaffen, ihnen so'n „dumm Tüch“ to vertellen!

Ulrich Barth

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