Fast jeder Dritte hat schon Cannabis konsumiert. Gesundheitssenatorin kündigt Aufklärungskampagne an

Hamburg. Die Zahl der Jugendlichen, die mindestens einmal in ihrem Leben einen Joint geraucht haben, steigt. Laut einer Studie des Büros für Suchtprävention der Hamburgischen Landesstelle für Suchtfragen ist der Anteil der 14- bis 17-Jährigen in Hamburg, welche Cannabis konsumiert haben, von 23 Prozent im Jahr 2007 auf 29 Prozent im vergangenen Jahr gewachsen. Gestiegen ist auch der Anteil der Jugendlichen, welche bei der Befragung angegeben haben, während der vergangenen 30 Tage gekifft zu haben. Dieser Wert stieg im selben Zeitraum von neun auf 17 Prozent.

Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks (SPD) kündigte aufgrund dieser Entwicklung nun Konsequenzen an. „Wir werden in Hamburg speziell für Jugendliche und deren Eltern eine Anti-Cannabis-Kampagne starten“, so die Senatorin. Die Zahlen machten deutlich, dass ein Handlungsbedarf bestehe. „Es muss die klare Botschaft gesendet werden: Wer kifft, verschlechtert seine Lebenschancen.“ Es gebe einen deutlichen Zusammenhang zwischen dem Konsum von Haschisch und Lernschwächen. Wer regelmäßig kiffe, der schade seiner Gedächtnisleistung, erhöhe das Risiko, eine Psychose zu erleiden oder in Lethargie zu verfallen. Die Gefahren würden unterschätzt. Deshalb sollen Jugendliche, Eltern, Lehrer und Erzieher mit einer Informationskampagne aufgeklärt werden. Es müsse jeglichen Verharmlosungstendenzen bei Cannabis entgegengewirkt werden, da gerade bei Jüngeren die gesundheitlichen Schäden verheerend sein können.

Gesundheitssenatorin Prüfer-Storcks sprach sich auch gegen eine Lockerung der Gesetzgebung für die vermeintlich weichen Drogen aus. „Ich wehre mich gegen Bestrebungen, im Bereich von Cannabis etwas zu liberalisieren oder zu legalisieren“, sagte die SPD-Politikerin. Eine Erhöhung der straffreien Höchstmenge von Cannabis komme für sie nicht infrage. „Cannabis ist zu Recht eine illegale Droge.“

Laut Theo Baumgärtner, der die Schüler- und Lehrerbefragung zum Umgang mit Suchtmitteln (SCHULBUS) durchgeführt hat, dürfte der Anstieg der Konsumverbreitung von Haschisch „zu einem nicht unerheblichen Teil auch mit der Zunahme des Tabakkonsums“ zusammenhängen. Die fünfte SCHULBUS-Untersuchung seit 2004 hat ergeben, dass nach Jahren des Rückgangs des aktuellen Tabakkonsums nun wieder eine Steigerung zu verzeichnen ist. „Während sich unter den Nie-Rauchern nur wenige Cannabiskonsumenten ausmachen lassen, geben nahezu die Hälfte der regelmäßigen Raucher an, in den vergangenen 30 Tagen mindestens einmal Haschisch konsumiert zu haben“, sagte Baumgärtner.

Die SCHULBUS-Studie, für die 1013 Jugendliche im Alter von 14 und 17 Jahren befragt wurden, förderte aber auch positive Ergebnisse zutage. Danach greifen Jugendliche erst im höherem Alter zu Alkohol, Tabak und Cannabis. Der Anteil derer, die jemals im Leben Alkohol und Tabak konsumiert haben, nimmt ab. Baumgärtner: „Es ist wichtig, das Einstiegsalter hinauszuzögern. Bei allen, die mit 13 Jahren oder früher anfangen, verfestigt sich das Konsumentenmuster.“

Die CDU-Fraktion wirft dem Senat mit den steigenden Zahlen der Cannabiskonsumenten Versäumnisse vor. „Bereits vor über einem halben Jahr wurde bekannt, dass der Cannabiskonsum gerade bei Hamburger Jugendlichen rapide zunimmt. Trotzdem hat der SPD-Senat tatenlos zugesehen und nun eine Kampagne zur Prävention von Cannabis auch nur angekündigt. Konkrete Planungen für solch eine Kampagne gibt es noch nicht“, sagte Schulexpertin Karin Prien. „Die Tatenlosigkeit gefährdet die Gesundheit von Mädchen und Jungen.“ Sie bezeichnete es als brisant, dass die SPD die finanziellen Zuschüsse für die Arbeit des erfolgreichen und international anerkannten Deutschen Zentrums für Suchtfragen des Kinder- und Jugendalters (DZSKJ) gekürzt habe. „Gerade bei Heranwachsenden ist die Suchtprävention von besonderer Bedeutung. Es passt nicht zusammen, auf der einen Seite eine Kampagne anzukündigen und auf der anderen Seite Forschungsmittel in einem solch wichtigen Bereich zu streichen und damit diese Form des Kinder- und Jugendschutzes nicht zu vernachlässigen. Das ist reine Symbolpolitik.“

Prien monierte weiter, dass sich nicht Schulsenator Ties Rabe (SPD) mit diesem Phänomen auseinandersetze. „Stattdessen schickt er die Gesundheitssenatorin vor“, so Prien. „In der Studie geht es schließlich um Schülerinnen und Schüler. Die Aufklärungsarbeit muss daher auch hauptsächlich in den Schulen stattfinden.“