Wenn ein fest angestellter Mitarbeiter im Einzelhandel 6,60 Euro in der Stunde verdient, dann ist das zu wenig. Darüber kann es keine zwei Meinungen geben. Denn wie soll jemand von einem solchen Hungerlohn ernsthaft leben können? Berechnet man das Monatseinkommen dieses Beschäftigten bei einer 40-Stunden-Woche, so ergibt sich ein Bruttosalär von 1056 Euro - für eine Vollzeitstelle! Und vor Abzug von Sozialabgaben und Steuern! Der gleichzeitige Blick auf die Wohnungsmieten und Lebensmittelpreise in einer teuren Großstadt wie Hamburg macht schnell deutlich: Dieses Gehalt ist nicht nur zu gering, es ist eine Unverschämtheit.

Harte Konkurrenz im Einzelhandel hin oder her. Gerade in dieser Branche mit ihrem geringen gewerkschaftlichen Organisationsgrad haben es sich leider zu viele Unternehmen angewöhnt, ihre Beschäftigten nach Gutdünken zu bezahlen. Meist gibt es keine Betriebsräte und damit auch keine Gegenwehr der Beschäftigten, die nicht selten staatliche Leistungen zusätzlich zu ihren Hungerlöhnen bekommen, um überleben zu können. Im Klartext: Die Allgemeinheit stockt mit ihren Sozialbeiträgen und Steuern Niedrigstlöhne unterbezahlter Beschäftigter auf. Frechheit und Skandal zugleich. Vor allem wenn die Dumping-Lohn-Unternehmen auch noch hohe Gewinne einfahren.

Deshalb muss in Deutschland endlich ein flächendeckender Mindestlohn eingeführt werden, der ein Leben in Würde ermöglicht. Die Unternehmen, die diesen Lohn nicht bezahlen können, haben am Markt nichts zu suchen. Das sind die Gesetze einer sozialen Marktwirtschaft, die in weiten Teilen Europas bereits gelten.