Nächste Woche werden 250.000 Tulpen und Narzissen gegen Sommerblüher ausgetauscht. Die meisten Zwiebeln landen im Kompost. Dass eine Gartenschau Pflanzen spendet, ist ein Novum.

Hamburg. Rote Papageien- und weiße Crispa-Tulpen, violette Hyazinthen und gelbe Narzissen - mehr als eine halbe Million Zwiebelpflanzen haben mit ihren leuchtenden Farben das Gelände der Internationalen Gartenschau (igs) in ein prächtiges Blütenmeer verwandelt. Jetzt ist das Gastspiel für viele der Blumen, die im vergangenen Herbst gepflanzt wurden, beendet. Gut die Hälfte der Frühblüher wird in der kommenden Wochen aus den Beeten genommen und durch Sommerpflanzen wie Dahlien, Begonien oder Margariten ersetzt.

Doch was passiert mit den 250.000 ausrangierten Blumenzwiebeln? Werden die ebenso wie die Stiefmütterchen, die Gänseblümchen und die anderen einjährigen Pflanzen vernichtet? Dazu erhält man aus den Pressestellen der igs-Hamburg und der Bundesgartenschau-Gesellschaft unterschiedliche Auskünfte. Wie bei allen Schauen würden sämtliche Exponate an die Aussteller zurückgegeben, heißt es zuerst. Das gelte nur für die Wettbewerbsware aus den Schaubeeten, wird später korrigiert - die restlichen Pflanzen, etwa die Hälfte, müssten kompostiert werden.

Doch auch das scheint nicht so zu stimmen. "Ich habe noch nie erlebt, dass wir Ware zurückerhalten", sagt Lars Grabowski von Küpper Blumenzwiebeln und Saaten. Das Eschweger Unternehmen hat sich schon an verschiedenen Gartenschauen beteiligt und auch die igs Hamburg mit rund 200.000 Blumenzwiebeln beliefert - darunter wertvolle Wettbewerbsware.

In der Tat werden die Frühlingsblumen der Gartenschau fast gänzlich kompostiert. Nur der allerkleinste Teil gehe an die Aussteller zurück - dabei handele es sich etwa um patentierte Neuzüchtungen, sagt igs-Chef Heiner Baumgarten und bringt damit Licht ins Dunkel. Damit so wenig Pflanzen wie möglich vernichtet werden müssen, hat er sich allerdings dafür eingesetzt, dass ein Teil der Frühblüher an Planten und Blomen abgegeben wird. "Etwa 2000 bis 3000 Kaiserkronen werden im Herbst zwischen Messe und CCH eingepflanzt", sagt Baumgarten. Noch müsse allerdings abgestimmt werden, wie das umgesetzt werden kann.

Dass eine Gartenschau Pflanzen spendet, ist ein Novum. Bislang wurde jede dieser Ausstellungen von der Diskussion über die sinnlose Vernichtung von Pflanzen begleitet. Um der zuvorzukommen, hat Baumgarten sich auch dafür eingesetzt, dass die Hälfte der Zwiebelpflanzen - also 250.000 Tulpen, Narzissen, Krokusse, Hyazinthen und Blausterne - im Park bleiben und dort auch nach der igs für Farbe sorgen. "Es geht bei einer Gartenschau schließlich auch um Nachhaltigkeit", sagt er.

Und warum verschenkt die igs nicht einfach alle Blumenzwiebeln an die Stadt oder an Guerilla-Gärtner? Das Lagern und die Pflege der Zwiebeln sei zu aufwendig, sagt Sybille Eßer von der Bundesgartenschau. Außerdem, heißt es aus Hamburg, würde man damit den hiesigen Markt schädigen.