Drei Plädoyers für die freie und kreative Stadt Hamburg

Johannes Plass ist Inhaber und Gründer von Mutabor:

Hamburg vs. Berlin. Das ist mehr eine Glaubensfrage als eine Standortfrage. Fakt ist, Berlin hat wirtschaftlich in unserer Branche mächtig aufgeholt.

Die kreativen Spezialisten, die früher von Berlin nach Hamburg pilgerten, da sie hier besser bezahlt wurden, pilgern mittlerweile in gleicher Anzahl in die andere Richtung.

Viele Agenturen glauben an einen neuen Standort in Berlin, um weiterhin kreatives Personal für sich gewinnen zu können.

Diese Frage stellt man sich als Hamburger Kreativer nicht.

Ich beobachte, wie vor allem durch die schnelle Bahnverbindung die Städte näher zusammenrücken und somit ganz neue Möglichkeiten entstehen ob privat oder beruflich.

In Zukunft wird die Frage Hamburg oder Berlin für Kreative wohl eher nach Gesichtspunkten der viel zitierten Work-Life-Balance entschieden. Aus meiner Sicht ist Hamburg hier unschlagbar. Die schönen und praktischen Dinge sind hier einfach näher beieinander: ob See, Flughafen, City, Elbe, Schanze, Hafen, Alster oder was auch immer.

Die Frage nach Hamburger Gelassenheit oder Berliner Schnauze habe ich für mich beantwortet: Ich bin für eine entspannte Haltung dem Leben gegenüber.

Stefan Kolle ist Geschäftsführer Kreation der Agentur Kolle Rebbe:

Ich habe jahrelang in Berlin gelebt. Jetzt wohne ich seit über 20 Jahren in Hamburg. Mein persönlicher Städtevergleich kommt zu folgendem Ergebnis: Hamburg ist die bessere Stadt, weil sie deutlich grüner, wasserhaltiger, sauberer und damit gesünder ist. Hamburg ist nicht arm aber trotzdem sexy, weil es aus langer Tradition unternehmerischer, kaufmännischer und dienstleistungsorientierter ist. Hamburg hat nicht den Ick-sach-ma-Laber-Faktor, bessere und fleißigere Talente, freundlichere Taxifahrer, weniger Leute aus Schweinfurt, die bereits nach einer Woche Aufenthalt in der Hauptstadt angeblich waschechte Berliner sind, und vor allem nicht dieses idiotische Ich-bin-ganz-toll-und-hip-weil-ich-aus-Berlin-bin-und-du-kommst-aus-der-Provinz-Gehabe.

In Hamburg würde mir auch nie eine Verkäuferin im Supermarkt an der Wursttheke auf meine Frage, ob ich von ihr auch ein Stück Käse haben könne, antworten: "Junger Mann, könnt ick in Käse machen, würd ick im Zirkus auftreten" und sich dabei umdrehen. Das Gute an Hamburg ist: Man ist in nur eineinhalb Stunden in Berlin - zum Party machen, Kunst gucken, Shoppen oder Freunde besuchen. Das Beste aber ist, in nur eineinhalb Stunden ist man wieder zurück in Hamburg.

André Kemper ist Gründer der Agentur thjnk:

Ich habe es mir abgewöhnt, Hamburg mit Berlin zu vergleichen. Beide Städte sind fantastisch - und dabei doch so vollkommen unterschiedlich.

In Hamburg lebe ich. Hier bin ich glücklich. Und vor allem: In dieser Stadt finde ich alles, was ich brauche, um das erfolgreich zu tun, was ich am liebsten mache - Werbung.

Und ich bin in bester Gesellschaft: Viele der erfolgreichsten Agenturen Deutschlands sitzen an Elbe und Alster - geführt von Kreativen, die auch weltweit Jahr für Jahr mit den wichtigsten Preisen unserer Branche ausgezeichnet werden. Diese Tatsache macht Hamburg zu einem Magneten für kreative Talente aus allen Ecken Deutschlands und der ganzen Welt.

Wenn sich in dieser Woche die besten Kreativen der Republik in Hamburg treffen, um die kreativsten Arbeiten des Jahres zu küren, dann ist es für viele auch ein Heimspiel. Weil es kaum einen Topkreativen in unserem Lande gibt, der nicht schon mindestens einmal in einer Hamburger Agentur gearbeitet hat. Und so freuen wir uns auf ein inspirierendes Festival der Ideen - in einer wunderschönen Stadt, die wie kaum eine andere zur Heimat für die kreativen Köpfe unseres Landes geworden ist. Und sollten die Berliner so viel Schönheit nicht aushalten: Ab Dammtor sind sie in anderthalb Stunden wieder zu Hause.