St. Georg

Teeladen wird Nachmieter von Buchhandlung Wohlers

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Stefan Walther

Aufgrund einer drastischen Mieterhöhung war die Buchhandlung Wohlers zu einem Auszug aus der Langen Reihe 68 gezwungen. Fünf Monate später steht der Nachmieter fest. Es wird ein Hamburger Teeladen.

Hamburg. Fünf Monate nach dem von Protesten begleiteten Umzug der Buchhandlung Wohlers steht der Nachmieter fest. Der Traditionsbuchladen, der 79 Jahre in St. Georg an der Langen Reihe 68/70 ansässig war, wird durch die Teeboutique t.lovers ersetzt.

Die drei Gründer von t.lovers planen, ihren Laden Ende Juni zu eröffnen. „Wir verfolgen die Vision des jungen und frischen Teeparadieses und wollen das Thema Tee in Hamburg nach vorne bringen“, sagte Silke Sasse. Die Geschäftsführerin geht nicht davon aus, dass die Anwohner das neue Geschäft in St. Georg aus Solidarität zur Buchhandlung Wohlers boykottieren werden. „In einem Viertel, das sehr weltoffen ist, hoffen wir, dass man uns unvoreingenommen willkommen heißt. Wir werden auch bei Herrn Wohlers vorstellig werden und sind sehr glücklich, dass sein Buchladen in der gleichen Straße bleibt.“

Eine kolportierte Miete von 5200,30 Euro, von der Jendrusch in einem Schreiben vom 17. Dezember an Wohlers sprach, dementierte die Gründerin des Teeladens. „Das ist eine Lüge. Ein solcher Preis wäre für uns nicht finanzierbar“, sagte Sasse. Die Miete sei hoch, aber sie entspreche dem, was in der Langen Reihe derzeit verlangt werde. Die langwierigen Proteste gegen den Auszug der Buchhandlung soll ihren Teeladen nicht belasten. „Es sind letztlich Dinge, die in der Vergangenheit geschehen sind.“

Vermieter verlangt über 1000 Euro vom Einwohnerverein

Für Vermieter Frank Jendrusch ist das Thema allerdings noch nicht vom Tisch. Er verlangt 1076,95 Euro vom Einwohnerverein St. Georg, der die Kosten der Beseitigung der Protestmärsche und -plakate decken soll. „Diese Summe werden wir definitiv nicht zahlen“, sagte der Vorsitzende des Einwohnervereins Michael Joho. In einem anwaltlichen Schreiben wurde Jendrusch, der zu einer Stellungnahme nicht bereit war, bereits mitgeteilt, dass sich seine Forderung jeder Grundlage entbehre.

„Ich gehe allerdings nicht davon, dass Herr Jendrusch seine Forderungen aufrecht erhalten wird“, sagte Joho, der seinerseits überlegt, gegen den Vermieter gerichtlich wegen Verleumdung vorzugehen. Über den neuen Teeladen in der Langen Reihe freue er sich nicht. „Es ist kein Laden, den St. Georg gewollt oder gebraucht hat. Aber das werden die Besitzer auch schnell merken“, sagte Joho.

Demonstrationen gegen Auszug der Buchhandlung erfolglos

Ende vergangenen Jahres demonstrierten mehr als hundert Anwohner mehrmals gegen den anstehenden Umzug der antiquarischen Buchhandlung. Eigentümer Jürgen Wohlers, der das Geschäft in dritter Generation leitet, sah sich zu einem Auszug gezwungen, nachdem Jendrusch die Miete verdreifachte. Statt 1400 Euro verlangte der Vermieter plötzlich 4100 Euro pro Monat - ein nicht bezahlbarer Preis für Wohlers.

Eine anschließende Rettungsaktion des Schweizer Hoteliers Felix Schattler, der den Mietvertrag übernehmen wollte, um die Räumlichkeit anschließend an die Buchhandlung Wohlers unterzuvermieten, scheiterte ebenfalls. Literaturfreund Schattler einigte sich mit dem Vermieter über eine Miete von 3200 Euro. Doch nachdem vor beidseitiger Vertragsunterzeichnung Details an die Öffentlichkeit gekommen waren, trat Jendrusch von der Abmachung zurück. Der Umzug des Traditionsgeschäfts war somit nicht mehr abzuwenden.

Wohlers trauert Verlust des Traditionsladens hinterher

Eigentümer Wohlers konnte immerhin in der gleichen Straße bleiben. Die Buchhandlung ist seit Januar in einem kleinen Eckgeschäft in der Langen Reihe 38 anzufinden. Doch der neue Laden ist mit 41 Quadratmetern gerade einmal halb so groß wie der bisherige.

Wohlers trauert seinem alten Geschäft nach wie vor hinterher. „Ich habe immer noch Probleme, daran vorbeizugehen“, sagte er. „Die jetzige Situation ist nicht ideal. Das Antiquariat musste ausgelagert werden. Doch gerade der Verkauf solcher Bücher wird durchs Stöbern vorangetrieben. Das ist nun nicht mehr möglich.“

Erfreulich bleibt für den Eigentümer die Unterstützung der Anwohner, die den kultigen Buchladen schätzen und nach wie vor zahlreich besuchen. „Es ist ein schöner Laden, es läuft schon,“ blickt Wohlers optimistisch in die Zukunft.

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