Der Hamburger Senat bestätigt ein Minus von 5,63 Millionen Euro bei Hamburg Energie. Opposition hatte dem städtischen Energieunternehmen “Wettbewerbsverzerrung“ vorgeworfen.

HAMBURG. Das Angebot klingt viel versprechend. "Wir spenden 25 Euro pro Neukunde" heißt es auf der Internetseite des stadteigenen Energieversorgers Hamburg Energie. Das Unternehmen versichert damit seinen Neukunden, die bis Ende Mai zu ihm wechseln, das Geld an die Aktion "Mein Baum - Meine Stadt" zu spenden. Hamburg soll damit grüner werden.

Die "Spende" von 25 Euro pro Kunde klingt gar nicht mehr so gewaltig, wenn man nachrechnet. Ein Hamburger Haushalt verbraucht durchschnittlich 2800 Kilowattstunden Strom im Jahr. Nutzt man den auf der Internetseite des Unternehmens installierten Rechner, summieren die jährlichen Stromkosten sich auf 816,80 Euro.

Interessant wird die Geschichte dadurch, dass Hamburg Energie - Chef des Unternehmens ist Michael Beckereit, der auch Hamburg Wasser leitet - seit seiner Gründung im Jahr 2009 bis heute rund 5,63 Millionen Euro Verlust erwirtschaftet hat. Das jedenfalls geht aus der Antwort des Senats auf eine kleine Anfrage des CDU-Bürgerschaftsabgeordneten Walter Scheuerl hervor, die am Freitag veröffentlicht wurde.

Dem Senat zufolge machte Hamburg Energie zwischen 2009 und 2011 einen Verlust von 6,399 Millionen Euro. Im vergangenen Jahr erwirtschaftete das Unternehmen, das zu einhundert Prozent der Stadt gehört und eine Erfindung des schwarz-grünen Senats ist, einen Jahresüberschuss von 763.000 Euro. Im Jahr 2010 war der Fehlbetrag mit 3,218 Millionen Euro am höchsten. "Selbst bei konstant bleibenden Gewinnen bräuchte Hamburg Energie angesichts seiner desaströsen Geschäftslage einschließlich der Zinsen mindestens zehn Jahre, um die bereits angefallenen Verluste zu decken, bevor an eine Gewinnzone zu denken ist", kommentiert Scheuerl.

Nach den Worten von Hamburg-Energie-Sprecher Carsten Roth hatte man die anfänglichen Verluste bei der Gründung des Unternehmens einkalkuliert. Die Planung habe für das vergangene Jahr erstmals einen positiven Abschluss vorgesehen, was eingetreten sei. "Zudem waren alle unsere Jahresergebnisse bislang besser als geplant."

Die roten Zahlen begründet der Unternehmenssprecher mit Anlaufinvestitionen. Für Stromerzeugungsanlagen, Marketing und Kundenmanagementsysteme seien größere Investitionen nötig gewesen. "Da es im Stromhandel aber sehr geringe Margen gibt, war es sehr ambitioniert, schon nach drei Jahren schwarze Zahlen zu schreiben."

Hamburg Energie ist eine einhundertprozentige Tochter des städtischen Unternehmens Hamburg Wasser und zählt 30 Mitarbeiter. Den Angaben von Roth zufolge versorgt Hamburg Energie derzeit rund 80.000 Kunden mit Strom. Allerdings produziert das Unternehmen mit seinen Windrädern, Solaranlagen und Blockheizkraftwerken lediglich Strom für rund 11.000 Kunden.

Der Rest der Energie muss an der Strombörse zugekauft werden. Bis 2015 solle der Anteil selbst erzeugten Stroms bei 50 Prozent liegen, sagt Roth. Der Kauf von Strom über den elektronischen Handel wird über Kredite finanziert. Bis 2011 wurden diese Kredite von Hamburg Wasser abgesichert. Seit dem Regierungswechsel hat die Stadt das übernommen. Die Kredite würden marktüblich verzinst, sagte Roth.

Den von Scheuerl erhobenen Vorwurf, die Verluste von Hamburg Energie würden quersubventioniert, wies Roth zurück. "Es gibt keine Querverrechnungen von Hamburg Wasser zu Hamburg Energie. Derzeit prüfe zudem der Landesrechnungshof die Finanzierungsmodalitäten. Geld fließe nur von Hamburg Energie an Hamburg Wasser, sagt Roth. "Wir nutzen beispielsweise den Kundenservice von Hamburg Wasser und zahlen für diese Dienstleistung."

Scheuerl hatte dem städtischen Energieunternehmen "Wettbewerbsverzerrung" vorgeworfen. "Hamburg Energie arbeitet nicht auf der Grundlage von fairen und lauteren Wettbewerbsbedingungen wie die anderen Energieanbieter in unserer Stadt." Damit bekräftigte Scheuerl eine Kritik von Wettbewerbern aus dem vergangenen Jahr. Diese hatten Hamburg Energie mangelnde Lauterkeit bei seinem Geschäftsgebaren vorgeworfen.

Angesichts der Millionenverluste von Hamburg Energie kritisierte Scheuerl den für September angesetzten Volksentscheid über einen vollständigen Rückkauf der Hamburger Energienetze. "Die jetzt vorgelegten Zahlen belegen, dass auch die Kampagne der Initiative 'Unser Hamburg - unsere Netze' letztlich auf einer Verbrauchertäuschung aufgesetzt ist." Eine völlige Verstaatlichung der Energienetze würde keineswegs automatisch zu Gewinnen für die Stadt führen. Der Verlust von Hamburg Energie beweise vielmehr, "dass städtische Unternehmen im Energiesektor nicht zwingend Gewinne abwerfen" würden.

Was das eingangs erwähnte Lockangebot angeht, so entpuppt dieses sich bei genauerem Hinsehen noch mehr als fragwürdig. Die Baumpflanzaktion wird vor der Stadt veranstaltet, so dass ein städtisches Unternehmen lediglich ein städtisches Projekt sponsert. Und das mit dem Geld seiner Kunden.