Hamburg. Für den "Pauschalpreis" von 575 Millionen Euro hat sich der Baukonzern Hochtief verpflichtet, die Elbphilharmonie fertigzustellen. Im Gegenzug dazu verzichtet die Stadt auf jegliche Schadenersatzforderungen gegenüber Hochtief. So steht es in dem Vertrag, der Ende Juni von der Bürgerschaft abgesegnet werden soll.

Laut Unterlagen der städtischen Realisierungsgesellschaft ReGe, die "Spiegel Online" vorliegen, seien der Stadt durch Kostensteigerungen und Stillstand bis zu 244 Millionen Euro Schaden entstanden. Vor Gericht hätte man davon "50 bis 80 Prozent" durchsetzen können, so die Einschätzung der ReGe - wenn man sich nicht mit Hochtief geeinigt und den Konzern verklagt hätte. Demnach verzichtet Hamburg möglicherweise auf eine dreistellige Millionensumme und erkauft sich so Planungssicherheit, anstatt den Bau in Eigenregie fertigzustellen. Für diesen Fall, steht in den Unterlagen, hätten noch einmal "239 Millionen Euro neu eingeworben werden" müssen.

"Alle groben Schätzungen über die Kosten des Weiterbaus der Elbphilharmonie in Eigenregie und den Erfolg der Stadt vor Gericht, sind mit sehr hoher Unsicherheit verbunden", sagt Enno Isermann, Sprecher der Kulturbehörde. Hinzu komme, dass die Stadt bei einem Weiterbau in Eigenregie alle künftigen Risiken und Kosten hätte selber tragen müssen. Eine gerichtliche Auseinandersetzung hätte aufgrund der Höhe der beiderseitigen Forderungen und der Komplexität wegen wahrscheinlich Jahrzehnte gedauert. "Wer den Ausgang eines solchen Gerichtsverfahrens vorhersagt, zudem mit konkreten Zahlen, begibt sich auf sehr dünnes Eis", so Isermann. Der Senat habe sich daher entschlossen, für den Weiterbau einen Weg einzuschlagen, der mit wesentlich geringeren Risiken verbunden sei.

"Die Stadt verzichtet auf eine hohe Summe", sagt Eva Gümbel von den Grünen. Das Parlament brauche Zeit, um kritisch zu prüfen, welches der richtige Weg sei. Das Bauwerk kostet den Steuerzahler 789 Millionen Euro.