Zwischen Heavy Metal und Luxus: Wie noch mehr Menschen auf See gelockt werden sollen. Am Abend ist das neue Kreuzfahrtschiff “Europa 2“ im Rahmen des Hafengeburtstags vor Tausenden von begeisterten Zuschauern getauft worden.

Hamburg. Ein buntes Feuerwerk, Schiffssirenen und eine attraktive Taufpatin: Als Dana Schweiger am Freitagabend das neue Kreuzfahrtschiff "Europa 2" im Rahmen des Hafengeburtstags vor Tausenden von Zuschauern taufte, zeigte sich Hamburg von seiner schönsten maritimen Seite. Doch das Zeremoniell stand auch stellvertretend für einen Trend, der sich seit Jahren verfestigt: Kreuzfahrten werden zu einer Urlaubsform der Massen, und die Hansestadt an der Elbe profitiert von den Steigerungsraten stärker als viele Wettbewerber. In diesem Jahr kommen schon 500.000 Gäste wegen einer Schiffstour nach Hamburg, in sieben Jahren sollen es sogar eine Million sein - die rund um ihre Reise auch einen beträchtlichen Geldbetrag in den Geschäften und Hotels der Stadt lassen.

Der Hafengeburtstag, der am Freitag seinen zweiten stimmungsvollen Tag rund um die Landungsbrücken erlebte und noch bis Sonntag weitergeht, dokumentiert auch die Vielfältigkeit der Urlaubsform, die noch vor Kurzem nur den Wohlhabenderen (und zumeist Älteren) vorbehalten war. So legt heute die "Mein Schiff 1" in Hamburg an, und von Bord werden dunkel gekleidete Frauen und Männer mit wallender Haarpracht gehen, die sich gerade bei der "Full Metal Cruise" sieben Tage lang zwischen Deutschland, Frankreich, Holland und Großbritannien vor allem laute Heavy-Metal-Musik anhörten und, wie zu hören war, Bier in der Sauna tranken. Längst gibt es aber auch spezielle Angebote für Homosexuelle, für Nudisten, für Singles, aber natürlich auch für Familien mit Kindern. Kreuzfahrt-Experte Johannes Bohmann, Redaktionsleiter des "Kreuzfahrt Guides" und Juryvorsitzender des Kreuzfahrt Guide Awards, fasst den Trend zusammen: "Im Kommen sind Kurztörns mit Eventcharakter. Bei Musik, Sport oder Show wird sich einiges tun." Er erwarte, dass Hamburg so auch zunehmend zu einem Anlaufziel im Winter wird.

Das neue Flaggschiff von Hapag-Lloyd Kreuzfahrten richtet sich dabei eher an die klassische Klientel mit Hang zu Luxus an Bord, doch sollen auf der "Europa 2" - die übrigens auf eine Landstromversorgung vorbereitet ist - auch verstärkt internationale Gäste mitfahren. Um zudem beruflich stark eingebundene Geschäftsleute zu gewinnen, wurde das Routenkonzept geändert, die Touren dauern jetzt nur noch sieben Tage, bei einem stolzen Tagesdurchschnittspreis von etwa 600 Euro pro Person. Die Zeiten der Innenkabinen sind dafür auf diesem Schiff passé.

Auch die "Europa 2" wird regelmäßig Hamburg anlaufen, ebenso wie die MSC- und Aida-Schiffe und bald wohl jene von Royal Carribean und Carnival Cruises. Dafür ist der Bau eines dritten Kreuzfahrtterminals auf Steinwerder in Planung. "Das Kreuzfahrtgeschäft wird mehr und mehr zum entscheidenden Faktor in der Auslandsvermarktung Hamburgs und ist auch wirtschaftlich von zunehmender Bedeutung", sagt Malte Heyne, Leiter der Abteilung Tourismus und Personenverkehr der Handelskammer. Dort wird jährlich eine Branchenstudie erarbeitet.

"Wir haben noch nicht alle Zahlen zusammen, aber schon jetzt verzeichnen wir eine deutliche Steigerung der Wertschöpfung durch das Kreuzfahrtgeschäft um mehr als 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Grund ist, dass die Zahl der Schiffsanläufe und Passagiere stark zunimmt", sagt Heyne. Knapp 180-mal hätten Kreuzfahrtschiffe im vergangenen Jahr den Hamburger Hafen angelaufen und damit die Marke von 500.000 Passagieren geknackt.