Diskussion um Konsequenzen aus Missbrauchsfällen in Ahrensburg

Rotherbaum. Drei Jahre ist es her, dass die Missbrauchsfälle an der Odenwaldschule eine breite Diskussion über sexuelle Gewalt in Institutionen ausgelöst haben. Im selben Jahr kamen auch die Missbrauchsfälle in der Evangelisch-Lutherischen Gemeinde in Ahrensburg ans Licht. Um beides ging es am Donnerstagnachmittag im Rahmen des Kirchentags im Abaton-Kino.

Unter der Fragestellung "Das Schweigen ist gebrochen - und jetzt?" diskutierten der Unabhängige Beauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs, Johannes-Wilhelm Rörig, Hamburgs Bischöfin Kirsten Fehrs, Anselm Kohn von der Initiative Missbrauch in Ahrensburg und Filmemacher Christoph Röhl über die Konsequenzen, die bisher aus den Missbrauchsskandalen gezogen worden sind, und darüber, welche Schritte nötig sind. Moderiert wurde die Diskussion von der ehemaligen Bundesfamilienministerin und vorherigen Missbrauchsbeauftragten Christine Bergmann.

Rörig, der seit Ende 2011 Missbrauchsbeauftragter ist, betonte, man habe zwar schon entscheidende Schritte geschafft, dennoch stünde man sowohl in der Aufarbeitung als auch im Bemühen, künftige Fälle zu verhindern, erst am Anfang. Er habe das Gefühl, so Rörig, dass die Politik noch nicht alles tue, was den Opfern und potenziell Betroffenen helfen würde. So bemängelte er, dass die Einführung von Schutzkonzepten in Kitas, Schulen und Jugendeinrichtungen noch zu langsam vorankomme.

Als in bestimmten Bereichen zu schleppend empfindet auch Anselm Kohn von der Initiative Missbrauch Ahrensburg die Aufarbeitung der Fälle in der Nordkirche. Bischöfin Fehrs kündigte daraufhin an, dass in Kürze - voraussichtlich im Sommer - der erste Bericht der unabhängigen Kommission vorliegen werde, die die Kirche zur Aufklärung der Fälle in Ahrensburg eingesetzt hat.