Milchpulver von Milupa ist derzeit Mangelware. Hintergrund ist die stark gestiegene Nachfrage aus China. Bei Budnikowsky, bei Rossmann und auch bei dm bleiben die Regale leer.

Hamburg. Als Claus W. vor ein paar Tagen an der Kasse beim Drogeriemarkt Budnikowsky folgende Situation beobachtet, ist er einfach nur baff: Die Kundin, die vor ihm an der Kasse steht, stellt acht Päckchen Babynahrung aufs Band. Doch als sie diese bezahlen will, schüttelt die Kassiererin den Kopf. Die Frau dürfe nur zwei Pakete kaufen, mehr nicht. Die Kundin, eine aus Asien stammende Frau, akzeptiert und verlässt mit zwei Päckchen das Geschäft. Später erklärt die Kassiererin sinngemäß folgendes: Weil immer mehr Babynahrung nach China verschickt werde, würden deutsche Kinder zu wenig abbekommen. Deshalb habe die Filialleitung beschlossen, dass pro Kunde nicht mehr als zwei Päckchen verkauft werden dürfen. Andernfalls wären die Regale sofort leer.

Was ist da los? Ein Engpass von Babynahrung in einer Großstadt wie Hamburg? Genau so sieht es aus. Nicht nur bei Budnikowsky, sondern auch bei Rossmann und dm bleiben die Regale leer. Nachgefragt, heißt es: "Durch die stark gestiegene Anfrage nach Säuglingsnahrung ist es in den vergangenen Wochen tatsächlich zu Lieferengpässen gekommen. Die Hersteller haben uns mitgeteilt, dass sie dabei sind, eine weitere Produktionslinie zu eröffnen, um eine ausreichende Versorgung aller Haushalte zu gewährleisten", so eine Budni-Sprecherin.

Hintergrund für den Engpass ist laut einem Sprecher der Verbraucherzentrale Hamburg eine erhöhte Nachfrage aus Asien, besonders aus China. "Lebensmittelskandale haben dort dazu geführt, dass das Vertrauen in die heimische Fertignahrung gesunken ist." Zu dem aufsehenerregendsten Fall gehört der Skandal mit der Industriechemikalie Melamin verseuchten Milch vor einigen Jahren. Seit sich solche Skandale häuften, wählen viele Chinesen lieber Milchpulver aus dem Ausland.

Dabei geht es vor allen Dingen um die Baby-Fertignahrungsprodukte Milumil und Aptamil des zum Danone-Konzern gehörenden Marktführers Milupa. Besonders diese beiden Marken fehlen derzeit oft in den Regalen. Auch die Drogeriemärkte Rossmann und dm haben sich deswegen entschlossen, den Verkauf der Produkte zu rationieren. "Die Nachfrage an den beiden Trockenmilchprodukten ist seit dem vergangenen Winter um 30 Prozent gestiegen", sagt Milupa-Sprecher Stefan Stohl. Besonders in den Ballungsgebieten häuften sich zuletzt die Engpässe. Er bestätigt den Verdacht, dass Kunden aus Asien in den vergangenen Monaten zunehmend Hamsterkäufe getätigt haben. Seitdem die Nachfrage so zugenommen hat, hat Milupa die Produktion stark hochgefahren. "Wir arbeiten rund um die Uhr", so Stohl. Bis die Engpässe überbrückt sind, könne es jedoch noch eine Weile dauern.

Bis dahin hat sich Budnikowsky entschlossen, die Kunden direkt an den Regalen mit Infozetteln zu informieren. Darauf heißt es: "Wie Sie der Presse entnehmen können, ist die Nachfrage nach Aptamil und Milumil Säuglingsnahrung stark gestiegen. Dies kann zu Lieferengpässen und Lücken im Regal füllen." Auch bei anderen Drogeriemärkten wie dm hofft man das alles wieder normal läuft. "Sobald sich die aktuelle Situation wieder normalisiert hat, werden wir diese Entscheidung natürlich revidieren."