Warum Ministerin Schröder in einem Punkt alles richtig gemacht hat

Kristina Schröder hat alles richtig gemacht. Das klingt wie eine steile These angesichts der Niederlage, die die Familienministerin gerade CDU-intern in der Auseinandersetzung um die Frauenquote hinnehmen musste, ist aber die Wahrheit. Kristina Schröder hat alles richtig gemacht, was ihre Rolle als Politikerin/Arbeitnehmerin und Mutter angeht.

Sie hat als erste (!) Bundesministerin im Amt ein Kind bekommen, nach der Geburt nur eine kurze Auszeit genommen und ist nach wenigen Wochen wieder zur Arbeit zurückgekehrt.

Sie versucht seitdem, Job und Familie, so gut es geht, miteinander zu vereinbaren, was schon Müttern schwerfällt, die anders als Kristina Schröder allein oder zusammen mit ihrem Partner eine Elternzeit nehmen. Die Ministerin und ihr Ehemann Ole Schröder, Staatssekretär im Bundesinnenministerium und aus dem Kreis Pinneberg stammend, konnten das nicht. Im Gegenteil: Ihre Tätigkeiten machen es extrem schwer, die jeweiligen Tagesabläufe optimal aufeinander abzustimmen. Im aus Elternsicht schlimmsten Fall sitzen beide zeitgleich auf der Regierungsbank im Bundestag oder in der Kabinettssitzung im Bundeskanzleramt.

Ob Kristina Schröder jetzt tatsächlich, wie aus der Hessen-CDU kolportiert wird, nach der Bundestagswahl im September nicht mehr als Familienministerin antritt, ist die eine Sache. Die andere, wichtigere ist, dass eigene Parteifreunde der Familienministerin (!) damit zu schaden versuchen, dass sie öffentlich verbreiten, ihr sei die eigene Tochter wichtiger als die Politik. Übrigens ein Vorwurf, den sich Schröder vor ihrer Schwangerschaft genau umgekehrt gefallen lassen musste, Stichwort: Wie kann eine Frau Familienministerin sein, die selbst keine Kinder hat?

Wie sie es macht, macht sie es falsch: Dass dieser Eindruck vom politischen Gegner transportiert wird, ist normal, die Anfeindungen aus der Union sind es nicht. Die jüngste Indiskretion ist dabei nur der Höhepunkt, den unter anderem die Grünen "stillos und unwürdig" finden. Eine Ministerin auf diese Art und Weise in Richtung Rücktritt drängen oder damit zumindest in Beziehung bringen zu wollen ist minimal "dreist" zu nennen.

Maximal sind die Erfahrungen, die eine junge Frau und Mutter - und genau das ist Kristina Schröder in erster Linie - in Auseinandersetzungen mit Politikern macht, deren Leben eben vor allem aus Politik besteht. Das beginnt bei den überwiegend etwas älteren Herren an der Spitze der hessischen CDU und endet bei Schröders Vorgängerin Ursula von der Leyen, der es in wundersamer Weise gelingt, eine der aktivsten sowie erfolgreichsten Politikerinnen des Landes und gleichzeitig Mutter von sieben Kindern zu sein.

Das als Maßstab für jemanden wie Kristina Schröder zu nehmen wäre genauso falsch, wie deren Arbeitseinsatz mit jenem der (im Übrigen kinderlosen) Bundeskanzlerin Angela Merkel zu vergleichen. Schröder ist "normalen" Müttern näher als ihre beiden erfahrenen Parteifreundinnen, und das ist gut so. Mehr noch: Was kann es schaden, dass eine Ministerin genau das erlebt, was jeden Tag Hunderttausende Mütter und Familien erleben, für die sie schließlich zuständig ist?

Wenn es ein Mitglied der Regierung gibt, bei dem im wahrsten Sinn der Worte Politik auf Wirklichkeit trifft, dann ist das Kristina Schröder. Sollte sie aus Rücksicht auf ihr Kind und die Mutterrolle ihr Amt nach der Bundestagswahl verlassen, muss und wird man das natürlich akzeptieren. Anders wäre es schöner: Wenn sich wenigstens in einem Fall beweisen ließe, dass selbst große Politik und Familie kein Widerspruch sein müssen. Gerade das Kabinett Merkel müsste genau diesen Anspruch haben.