Die Gewerkschaft Ver.di ruft Beschäftigte der Lufthansa heute zum ganztägigen Streik auf. In Fuhlsbüttel fallen dadurch alle Starts und Landungen der Gesellschaft aus.

Hamburg/Stuttgart/Frankfurt/Main. Mit der ersten Schicht an den Abfertigungsschaltern hat am Montag der Warnstreik des Lufthansa-Bodenpersonals in Hamburg begonnen. Zuvor war der Ausstand in der Nacht bereits bei dem Tochterunternehmen Lufthansa Technik angelaufen, sagte Verdi-Sprecherin Janine Peltier am Montagmorgen in Hamburg.

Im Laufe des Tages werden in der Hansestadt rund 8000 Lufthansa-Beschäftigte die Arbeit für einen Tag niederlegen. Sie folgen einem Aufruf der Gewerkschaft Verdi, die damit den Druck im laufenden Tarifkonflikt mit der Lufthansa erhöhen will.

Am Airport Hamburg wurden alle Deutschland- und Europaflüge der Lufthansa - Starts und Landungen – gestrichen. Partnergesellschaften wie Austrian Airlines, Luxair, SAS, Swiss und TAP könnten auch vom Streik betroffen sein. Die Lufthansa streicht für Montag alle 220 Deutschland- und Europa-Flüge von und nach Hamburg. Insgesamt fallen damit mehr als die Hälfte der sonst rund 430 täglichen Flüge ab und nach Fuhlsbüttel aus.

Mit dem Lufthansa-Arbeitskampf werden die Passagiere auf dem Hamburger Flughafen erneut auf eine harte Geduldsprobe gestellt. Die Airline hat bereits eine kostenlose Telefonnummer eingerichtet (0800-850 60 70), unter der sich die Passagiere über Flugausfälle und Alternativen informieren können. Auskunft gibt auch die Unternehmensseite im Internet (www.lufthansa.com). Dort können Passagiere, deren Flüge gestrichen wurden, unter "Online-Check-in" prüfen, ob sie bereits auf einen Alternativflug umgebucht wurden. Wer erst am Dienstag mit der Lufthansa starten will, muss sich ebenfalls umstellen: Ein Check-in schon am Montagabend ist wegen des Warnstreiks nicht möglich.

Tickets können auch in eine Bahnkarte umgetauscht, kostenfrei auf einen anderen Flug umgebucht oder ganz storniert werden. In diesem Fall gibt es das Geld zurück. "Wir werden alles auf die Schiene bringen, was fährt", sagte eine Sprecherin der Bahn am Sonntag. Zudem sollen in einigen Bahnhöfen zusätzliche Mitarbeiter Fragen von Reisenden beantworten.

Streiks kosten bis zu 100.000 Passagiere

Hamburgs Flughafen wird damit in diesem Jahr zum sechsten Mal Opfer eines Streiks. Bereits im März hatten die Techniker und Serviceleute der Lufthansa die Arbeit für einen Tag niedergelegt - auch in Hamburg. In den ersten Wochen des Jahres traten zudem die Sicherheitsbeschäftigten des Airports an vier verschiedenen Tagen in den Ausstand. Flughafenchef Michael Eggenschwiler hatte die Streiks und Ver.di scharf kritisiert, da er auf dem Rücken der Fluggäste ausgetragen werde und den Airport Millionen koste. "Dadurch fehlen uns bis jetzt gut 100.000 Passagiere. Das ist keine Kleinigkeit."

Weil die Streikenden am Montagvormittag um 10 Uhr zu einem Demonstrationszug von der Lufthansa-Basis am Weg beim Jäger über die Alsterkrugchaussee und die Zeppelinstraße zum Terminal 2 des Flughafens starten, drohen zudem massive Verkehrsbehinderungen. Flughafensprecherin Stefanie Harder rät deshalb Passagieren, deren Maschinen starten können, mit der S-Bahn anzureisen. "Es ist fraglich, ob die Terminals zu dieser Zeit mit dem Auto erreichbar sein werden."

Im aktuellen Tarifstreit zwischen Ver.di und der Lufthansa geht es um Lohnerhöhungen für rund 33.000 Techniker und Servicemitarbeiter der Fluggesellschaft. Die Gewerkschaft fordert für die Lufthansa-Beschäftigten 5,2 Prozent mehr Einkommen bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Die Arbeitgeberseite hat ein Angebot vorgelegt, das Ver.di als "nicht verhandlungsfähig" bezeichnet. Es laufe mit Entgeltsteigerungen zwischen 0,4 und 0,6 Prozent im ersten Jahr auf deutliche Reallohnverluste hinaus und sei keineswegs hinnehmbar, sagte Verhandlungsführerin Christine Behle.

Streiks auch an anderen Flughäfen

Nicht nur in Hamburg wird heute gestreikt. In Stuttgart legte das Lufthansa-Bodenpersonal gegen 4 Uhr die Arbeit nieder. „Hier ist bisher kein Schalter besetzt“, sagte Bernd Köster von der Gewerkschaft Verdi am Morgen. Zuvor hatte der Arbeitsausstand bereits an Standorten der Lufthansa Technik begonnen.

Auf den meisten Flughäfen in Deutschland sollten die Warnstreiks des Bodenpersonals gegen 5 Uhr anlaufen. In Frankfurt am Main blieben am Morgen die Schalter der Lufthansa leer, wie Gerold Schaub von Verdi Frankfurt am Morgen bestätigte. Großer Andrang herrsche nicht. „Das Terminal ist fast leer, weil die meisten Passagiere wohl darauf vorbereitet waren.“ Lufthansa konnte den Beginn der Warnstreiks zunächst noch nicht bestätigen.

Bundesweit soll am Montag kaum ein Lufthansa-Flugzeug abheben. Von insgesamt 1720 geplanten Abflügen in Deutschland werden nur 32 starten, hatte das Unternehmen am Samstag mitgeteilt. Besonders betroffen sind die Deutschland- und Europa-Verbindungen.

Es ist bereits die zweite Welle von Arbeitsniederlegungen. Am 21. März waren bei einem kürzeren Warnstreik bundesweit 700 Flüge ausgefallen. Die nächste Verhandlung zwischen den Tarifparteien steht am 29./30. April an.