Neue Zahlen vom Statistikamt: Große Sprachdefizite vor allem bei Migranten-Kindern. Steigerung macht Schulsenator Ties Rabe Sorgen.

Hamburg. Auf die Integrationspolitiker wartet noch viel Arbeit. Die Zahl der vier- bis sechsjährigen Kinder mit Migrationshintergrund, die nur unzureichende Deutschkenntnisse haben, ist in Hamburg nach wie vor hoch und zuletzt sogar noch leicht gestiegen: Bei der jüngsten Sprachstandserhebung aller Viereinhalbjährigen wurde bei 12,9 Prozent der Jungen und Mädchen erheblicher Förderbedarf diagnostiziert - der überwiegende Teil stammt aus Familien mit ausländischen Wurzeln. Dass dieser Wert in den vergangenen Jahren zugenommen hat, bereitet Schulsenator Ties Rabe (SPD) "Sorgen", wie er schon im Februar bekannte.

Aus aktuellen Daten des Statistikamts Nord geht zudem hervor, dass 23 Prozent der Grundschüler zu Hause in ihren Familien nicht überwiegend Deutsch sprechen. Kazim Abaci, SPD-Bürgerschaftsabgeordneter und Mitglied des Hamburger Integrationsbeirats, sieht darin grundsätzlich keinen Nachteil - solange Deutsch auf einem Niveau beherrscht werde, das den Schülern alle Perspektiven eröffne. "Dann ist Zweisprachigkeit ein Geschenk, das unterstützt werden sollte."

Laut einer Studie des Landesinstituts für Lehrerbildung und Schulentwicklung aus dem Jahr 2011 stammen die Kinder mit erheblichen Sprachdefiziten zu über 85 Prozent aus Familien mit Migrationshintergrund. Das Verhältnis von Jungen und Mädchen liegt bei 57 zu 43 Prozent. Überproportional betroffen sind Stadtteile wie Wilhelmsburg, wo 45 Prozent der Viereinhalbjährigen deutliche Sprachdefizite haben, sowie Billstedt/Horn und Lurup/Osdorf mit gut 40 Prozent. Hamburg hatte vor acht Jahren als erstes Bundesland die flächendeckende Überprüfung der Sprachentwicklung bei viereinhalbjährigen Kindern eingeführt.

Insgesamt habe sich die Situation für Migranten in den vergangenen Jahren aber verbessert, sagt SPD-Politiker Kazim Abaci. Wenn es in einzelnen Stadtteilen dennoch "zu Abschottungstendenzen kommt, muss diesen begegnet werden, in Kitas, Schulen und Beratungsstellen. Da ist Hamburg im Vergleich mit anderen Großstädten mit dem neuen Integrationskonzept auf einem guten Weg."

Wie aus der Analyse des Statistikamts Nord weiter hervorgeht, ist die Zahl der Menschen mit Migrationshintergrund in Hamburg zuletzt nicht mehr gestiegen: Gegenwärtig leben 513.000 Menschen mit ausländischen Wurzeln in der Stadt - darunter 238.000 ohne und 228.000 mit deutscher Staatsangehörigkeit. Hinzu kommen 47.000 hier geborene Kinder, deren Eltern einen Migrationshintergrund haben. Insgesamt hat jeder zweite Hamburger Jugendliche unter 15 Jahren ausländische Wurzeln.

Der Anteil der Migranten an der Hamburger Bevölkerung liegt damit bei 29,2 Prozent. In Deutschland insgesamt waren es zuletzt 19,5 Prozent - mit steigender Tendenz.