Die komplette Liste im Abendblatt. Stadt investiert 88 Millionen Euro. Verkehrsteilnehmern wird empfohlen die Bahn oder das Rad zu benutzen.

Hamburg. Nach dem langen Winter macht sich die Hansestadt jetzt an die Reparatur der Straßen - besonders der zahlreichen Schlaglöcher, die durch den Frost aufgebrochen sind. 88 Millionen Euro stellt die Stadt in diesem Jahr bereit, um die maroden Straßen, Tunnel und Brücken auf Vordermann zu bringen, davon allein zwölf Millionen Euro zur Beseitigung der Winterschäden. Nicht alle Fahrbahnen können allerdings sofort instand gesetzt werden - dies würde dazu führen, dass Hamburg zu einer einzigen Baustelle würde.

Das Abendblatt hat die Liste aller 198 Straßen in den sieben Bezirken zusammengetragen, die nun zügig repariert werden sollen. Rund 100 Euro, so eine Schätzung des Bezirksamts Altona, wird die Beseitigung eines jeden einzelnen Schlaglochs kosten. Allein im kleinen Bezirk Mitte werden die Kosten für die Beseitigung der Winterschäden mit 1,2 Millionen Euro beziffert.

"Geld ist genug da", sagt Carsten Willms, Verkehrsexperte des ADAC Hansa. Noch mehr Mittel zu verbauen wäre aus seiner Sicht nicht sinnvoll, weil dies zu noch mehr Baustellen führen würde. "Hamburg würde zum Erliegen kommen", glaubt er. Auch so werde auf die Hamburger ein "Sommer der Baustellen" zukommen. Der Grund: Wegen der ungewöhnlichen langen Frostperiode in diesem Jahr kann erst spät mit den Straßenreparaturen begonnen werden. Hinzu kommt, dass bestehende Baustellen sich länger hinauszögern als ursprünglich geplant. Dies ist beispielsweise am Dammtordamm der Fall. Im Stadtteil Sinstorf ist eine Straße auf einer Länge von einem Kilometer ohne Fahrbahndecke, weil der Asphalt witterungsbedingt nicht aufgetragen werden konnte. "Man braucht dauerhaft eine Temperatur von mindestens fünf Grad, um Asphaltierungsarbeiten durchführen zu können", so Willms.

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Den Behörden ist das Problem bewusst. "Wir wollen den Verkehrsteilnehmern möglichst bald möglichst viele intakte Straßenabschnitte bieten. Dies wird ohne Baustellen nicht möglich sein", sagt Helma Krstanoski, Sprecherin der Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation. Die anstehenden Maßnahmen sollen in Hamburg so geplant werden, dass Behinderungen möglichst gering gehalten werden. Derzeit wird an einer Strategie gearbeitet, das Erhaltungsmanagement für die Straßen zu verbessern. Krstanoski: "Es wird häufig Wochenendbaustellen geben, außerdem werden größere Baustellen auch in die Ferienzeiten gelegt. Den Verkehrsteilnehmern empfehlen wir, bei baustellenbedingten Engpässen zu überlegen, ob ein Wechsel auf den ÖPNV oder auf das Fahrrad infrage kommt."

Zehn Jahre muss laut Willms das Sanierungsprogramm in gleichem Umfang durchgehalten werden, um "einen vernünftigen Status herzustellen. Würde man Hamburgs Straßen nach Schulnoten beurteilen, bekäme die Hansestadt eine Fünf, also mangelhaft." In zehn Jahren könnte Hamburg auf "Note Zwei" rutschen. "Wir müssen die Fehler und Versäumnisse der vergangenen 20 Jahre aufarbeiten", sagt Willms. "Jetzt, wo genug Geld da ist, muss darauf geachtet werden, dass die damit finanzierten Maßnahmen kompetent und vernünftig umgesetzt werden." Die Behörde betont, man habe eine gute Übersicht über das Hauptverkehrsstraßennetz, da es erst 2012 eine umfassende Erhebung des Zustands gab.