Mehr ältere Menschen, mehr Notrufe: 2012 rückten Hamburger Retter 248.458-mal aus

Hamburg. Die 112, der Notruf der Feuerwehr, ist eine der meistgewählten Telefonnummern Hamburgs. Insgesamt 248.458-mal hat die Einsatzzentrale im vergangenen Jahr Löschzüge und Rettungswagen losschicken müssen - so häufig wie bisher in keinem anderen Jahr zuvor. Verantwortlich dafür ist der Rettungsdienst: Hier meldet die Feuerwehr einen nahezu explosionsartigen Anstieg.

Allein 217.303 aller Feuerwehreinsätze - 44.739 mehr als zehn Jahre zuvor - entfielen 2012 auf diesen Bereich. "Wir haben nicht nur mehr Einwohner als 2002. Die demografische Entwicklung dürfte ein ganz wesentlicher Grund für diesen Anstieg sein", sagt Feuerwehrsprecher Martin Schneider.

Der ganz überwiegende Anteil der Einsätze der Rettungswagen erfolge aufgrund von Erkrankungen. "Hier sind ältere Menschen weit überproportional betroffen", sagt Schneider. Und deren Anteil an der Bevölkerung nimmt in Hamburg kontinuierlich zu: Hatten 2002 erst 299.119 Hamburger ihr 64. Lebensjahr überschritten, so waren es Ende vergangenen Jahres bereits 337.336. Die Zahl der über 45-jährigen Hamburger nahm im gleichen Zeitraum sogar um rund 80.000 zu.

Doch nicht nur der demografische Wandel, auch die wachsende Bedeutung Hamburgs als Austragungsort großer Veranstaltungen trägt zum eklatanten Anstieg der Rettungseinsätze bei. Mehr als 10.000-mal wurden die Retter der Feuerwehr im vergangenen Jahr zu Großereignissen gerufen, davon allein 2550-mal zum Hafengeburtstag. "Beim Schlagermove waren es noch einmal 1000, beim zweitägigen Eisvergnügen auf der zugefrorenen Außenalster 1800 oder beim Alstervergnügen 980 Rettungsdiensteinsätze", sagt Schneider.

Nur hinter vorgehaltener Hand allerdings nennen Feuerwehrleute einen weiteren Grund für die ständig steigende Zahl der Notrufe: Die Hemmschwelle, 112 zu wählen, ist gesunken. "Wer sich früher einen Finger gebrochen hat, der hat sich ins Krankenhaus fahren lassen. Heute wird dafür der Notruf gewählt und so der Einsatz eines Rettungswagen ausgelöst", sagt ein Feuerwehrmann. Insgesamt gibt es in Hamburg 32 Rettungswachen und acht Stützpunkte für Notarzteinsatzfahrzeuge. "Wir erreichen mit einem Rettungswagen in den meisten Gegenden Hamburgs jeden Einsatzort in fünf Minuten. Ein Notarzteinsatzfahrzeug ist nach 13 Minuten vor Ort", versichert Schneider. "Das ist eine sehr gute Abdeckung. In den Vier- und Marschlanden und im Bereich Cranz und Neuenfelde sind die freiwilligen Feuerwehren in die Erstversorgung eingebunden."

Für den Rettungsdienst steht der Hamburger Feuerwehr eine "Flotte" von 133 Fahrzeugen zur Verfügung. 112 davon sind Rettungswagen. Auch ein Großraumrettungswagen, ein umgebauter Bus und ein S-RTW - ein Fahrzeug mit besonders stabilem Fahrgestell und vergrößertem Aufbau für besonders schwergewichtige Patienten - gehören dazu.

Bestrebungen, den Rettungsdienst in Hamburg zu privatisieren, erteilt Hamburgs Innensenator Michael Neumann (SPD) eine konsequente Absage. "Der Rettungsdienst gehört für mich zur staatlichen Daseinsvorsorge", sagt Neumann. "Eine Privatisierung steht nicht zur Debatte. Das wird es während meiner Amtszeit nicht geben."