Kreuzfahrer auf Steinwerder. Bisher war die Fläche für Warenumschlag vorgesehen. Entscheidung soll schon in kommenden Wochen gefällt werden.

Hamburg. Eigentlich wollte Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos) am Dienstag den Kostenanstieg für zahlreiche Bauprojekte im Hafen erklären. Dann ließ er aber eine völlig andere Katze aus dem Sack: "Unsere Überlegungen gehen dahin, ein drittes Kreuzfahrtterminal in Steinwerder zu bauen." Noch überraschender war, dass diese Überlegungen offenbar ziemlich konkret sind. Eine Entscheidung soll nämlich schon in den kommenden Wochen gefällt werden. Die Begründung lieferte der Senator gleich mit: "Die Hafenentwicklung ist nicht mehr so komfortabel wie einst", sagte Hoch. "Zweistellige Zuwachsraten beim Containerumschlag wie vor der Wirtschaftskrise sind im Hamburger Hafen auf Sicht nicht zu erwarten." Das Kreuzfahrtgeschäft erlebe hingegen einen Boom. Aus diesem Grund plane der Senat die Errichtung eines weiteren Kreuzfahrtterminals. Dazu gebe es Verhandlungen mit dem Unternehmen Aida.

Das Unternehmen ist seit 15 Jahren mit seinen Clubschiffen auf dem Kreuzfahrtmarkt tätig. Allein im vergangenen Jahr transportierte es mehr als 632.000 Passagiere. Die Flotte umfasst derzeit zehn Schiffe. Bis 2016 kommen zwei weitere hinzu, die derzeit in Japan gebaut werden. Diese Schiffe sollen Deutschland als Hauptstandort haben. Die Wirtschaftsbehörde redet derzeit mit Aida darüber, Hamburg zum Heimathafen für die neuen Kreuzer mit dem charakteristischen roten Kussmund zu machen. Ziel des Senats ist es, die Stadt von einem Transitstandort mit lediglich Tagesgästen, zu einem Umsteigestandort für Kreuzfahrtpassagiere zu machen.

Bisher waren aber immer andere Flächen für den neuen Anleger im Gespräch. Zuletzt hatte Wirtschaftssenator Horch mit dem Aida-Konkurrenten Carnival sowie mit der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) über den Bau eines Kreuzfahrtterminals am Überseezentrum nahe den Elbbrücken verhandelt. Diese Gespräche sind offenbar auf Eis gelegt. Ein Grund dafür ist, dass die Herrichtung der Kaikante und der Flächen mehr als 100 Millionen Euro verschlingen würde. Der Bau eines Terminals am jetzt vorgesehenen Standort auf Steinwerder würde um fast die Hälfte günstiger", sagte Horch, eine genaue Kosteneinschätzung wollte er aber nicht abgeben.

"Diese wird von vier Faktoren bestimmt", sagte er lediglich: "der Kaikante, den Abfertigungsanlagen, dem Parkhaus sowie den Anfahrtswegen." Mit dem Kronprinzenkai gebe es einen leistungsfähigen fast 500 Meter langen Anleger. Und über die Versmannstraße, die derzeit ausgebaut wird und die Köhlbrandbrücke, sei der Standort auch gut erreichbar.

Wirtschaftssenator Horch betonte, dass es sich bei dem Standort am Kronprinzenkai lediglich um eine Interimslösung handele. "Der Central Terminal Steinwerder ist damit nicht tot", sagte Horch. Hafenpolitisch bedeutet dieser Plan dennoch eine radikale Abkehr des Senats von seiner bisherigen Haltung. Noch im kürzlich verabschiedeten Hafenentwicklungsplan wurde der CTS als eine Fläche für Hafenumschlag und umschlagbezogene Industrie eingestuft. Sogar den Bau eines Gütergleises sah der Hafenplan vor - und zwar ziemlich genau an der Stelle, wo jetzt das Kreuzfahrtterminal entstehen soll. Die Gründe für die Abkehr liegen auf der Hand: Der Containerumschlag im Hamburger Hafen stagnierte im vergangenen Jahr bei rund neun Millionen Standardcontainern. Sollte das Aufkommen wieder anziehen und wie vom Institut für Seeverkehrswirtschaft und Logistik angenommen, bis zum Jahr 2025 auf 25 Millionen Stahlboxen anwachsen, sind die bestehenden Umschlagbetriebe bei einem Ausbau dazu in der Lage, die Mengen aufzunehmen.