Hamburger Hafenkonzern zahlt trotz Gewinneinbruchs gleiche Dividende an seinen Hauptaktionär. Umsatz geht ebenfalls zurück.

Hamburg. Ein operativ eher schwaches Geschäftsjahr, begleitet von einer strategisch wichtigen Stärkung zentraler Geschäftsfelder, das ist die Bilanz der HHLA für 2012. Der führende Hafenlogistik-Konzern der Hansestadt hat das vergangene Jahr mit geringerem Umsatz und operativem Gewinn abgeschlossen als 2011. HHLA-Chef Klaus-Dieter Peters und sein Vorstand präsentierten die Zahlen am Mittwoch in Hamburg. Der Umsatz sank demnach um 7,3 Prozent auf rund 1,13 Milliarden Euro, der operative Gewinn (Ebit) ging um zehn Prozent auf 186,3 Millionen Euro zurück. Bereinigt um einen einmaligen Ertrag waren es 169 Millionen Euro. Der Containerumschlag auf den Hamburger Terminals der HHLA und im ukrainischen Odessa am Schwarzen Meer stieg hingegen um 1,4 Prozent auf 7,18 Millionen Einheiten (TEU).

Peters nannte den nach wie vor schwach wachsenden Welthandel, aber auch die Verzögerungen bei der Elbvertiefung als wesentliche Gründe für die Rückgänge bei Umsatz und Gewinn. Dennoch habe sich die HHLA 2012 gut geschlagen: "Wir konnten unseren Marktanteil in der Nordseeregion von 19,3 auf 19,6 Prozent steigern, obwohl der gesamte Containerumschlag hier um 0,5 Prozent zurückging", sagte Peters. Laut HHLA-Vorstand Stefan Behn ist das Volumen der Transitcontainer, die in Hamburg für den Weitertransport vor allem in die Ostseeregion umgeschlagen werden, "leicht über dem Stand von vor dem Beginn der Wirtschafts- und Finanzmarktkrise im Jahr 2008". Hamburg hatte seinerzeit in einem rückläufigen Transportmarkt Transitcontainer an wichtige Konkurrenzhäfen wie Rotterdam, Antwerpen und Zeebrugge verloren. Auch das Geschäft mit Nordamerika, früher lange Zeit die Domäne Bremerhavens, entwickelt sich bei der HHLA Behn zufolge anhaltend gut. Der Containerumschlag im Fernost-Handel ging im vergangenen Jahr allerdings um 8,3 Prozent zurück. Bei dem für Hamburg besonders wichtigen China-Handel betrug das Minus gegenüber 2011 zwölf Prozent.

Die HHLA will für 2012 eine gegenüber 2011 unveränderte Dividende von 65 Cent je Aktie zahlen. Wichtig ist das vor allem für Hamburg. Die Hansestadt hält zwei Drittel der HHLA-Anteile. 2012 hatte die HHLA der Stadt rund 34 Millionen Euro Dividende ausgeschüttet und obendrein "41,6 Millionen Euro Steuern für die öffentliche Hand erwirtschaftet", sagte Peters.

Für 2013 erwartet der HHLA-Chef ein weiterhin schwieriges Geschäft. Bei Umsatz und Containerumschlag kalkuliert der Vorstand in etwa mit dem Niveau von 2012. Der operative Gewinn solle in diesem Jahr eine Größe von 155 bis 175 Millionen Euro erreichen, sagte Peters. "Die Verzögerungen bei der Elbvertiefung werden uns auch im laufenden Geschäftsjahr belasten, vor allem deshalb, weil noch mehr Großschiffe mit mehr als 10.000 TEU Kapazität nach Hamburg kommen. Diese großen Schiffe können nur in vergleichsweise kleinen Zeitfenstern abgefertigt werden, weil sie rechtzeitig mit der Flut den Hafen wieder verlassen müssen. Das erfordert einen besonders hohen Einsatz von Containerbrücken und Personal." 2012 kamen laut Peters 349 Schiffe mit mehr als 10.000 TEU Kapazität nach Hamburg, 53 mehr als im Jahr 2011.

Die geplante Elbvertiefung wird nach Klagen unter anderem der Umweltverbände BUND und Nabu derzeit vom Bundesverwaltungsgericht in Leipzig geprüft. Eine Entscheidung über die Zulässigkeit der Planfeststellung fällt das Gericht voraussichtlich im vierten Quartal. "Bei der Elbvertiefung ist es nicht mehr fünf vor zwölf, sondern längst High Noon", sagte Peters.

Auch die Verzögerungen am und die zeitweisen Sperrungen des Nord-Ostsee-Kanals erschweren die Abläufe auf den Hamburger Terminals. Erneut mussten die großen Brunsbütteler Schleusen am vergangenen Wochenende für mehrere Stunden geschlossen werden, nach einer Vollsperrung von sieben Tagen Mitte März. Die Schleusen sind völlig marode. Große Zubringerschiffe erreichen Hamburg bei Sperrungen des Kanals nur mit erheblicher Verspätung. Bei einer längeren Vollsperrung müssen sie um das norddänische Skagen umgeleitet werden. Rund ein Drittel des Hamburger Containerumschlags von neun Millionen TEU im vergangenen Jahr waren Transitcontainer. Der größte Teil davon wird durch den Nord-Ostsee-Kanal transportiert.

Vorstand Behn sagte, dass am größten HHLA-Terminal Burchardkai bei Großschiffen je Anlauf mittlerweile bis zu 6500 Container umgeschlagen werden. Üblicherweise liegen die Schiffe 36 bis 48 Stunden in Hamburg. "Mit guter Vorbereitung und mehreren Containerbrücken können bis zu 180 Container in der Stunde umgeschlagen werden. Dies und die Gesamtzahl je Schiff sind weltweite Spitzenwerte", sagte Behn.

Auf ihren Hamburger Terminals Burchardkai, Altenwerder und Tollerort baut die HHLA die Kapazität auf jährlich bis zu zehn Millionen TEU weiter aus. Allein der Burchardkai soll nach der Einrichtung besonders effizienter, sogenannter Blocklager bis zu sechs Millionen Container jährlich umschlagen können. "Wir bauen die Terminals analog zum Mengenwachstum aus", sagte Peters. "Ein komplettes Neubauprojekt wie der JadeWeserPort in Wilhelmshaven kann dies nicht. Dort geht zunächst einmal die gesamte Anlage zu vollen Kosten an den Markt." HHLA-Konkurrent Eurogate, der neben dem Eurokai in Hamburg unter anderem auch den neuen JadeWeserPort betreibt, hat für die Mitarbeiter der im September eingeweihten Anlage in Wilhelmshaven im März wegen geringer Auslastung Kurzarbeit beantragt.