Die Diagnose Schizophrenie war für die Angehörigen genauso überraschend wie für Frank B.

Hamburg. Robert B.*, 34, hat miterlebt, wie sein Bruder Frank B.* an einer Schizophrenie erkrankte. In dieser schweren Zeit hat sich die Familie große Sorgen um Frank B. gemacht.

Hamburger Abendblatt:

Haben Sie gemerkt, dass sich in den vergangenen Monaten das Verhalten Ihres Bruders veränderte?

Robert B.:

Nicht wirklich. Frank war angespannt, leicht gereizt und vielleicht weniger zugänglich. Doch wir alle haben das auf den Stress im Beruf geschoben. Mein Bruder war stark eingespannt, es hatte im Unternehmen einen Wechsel in der Führungsetage gegeben, und wie es schien, kam er mit den neuen Machern nicht so gut zurecht. Er klagte über Mobbing und ungerechtfertigte Kritik an seiner Arbeit. Im Nachhinein denke ich, dass wir etwas hätten merken müssen.

Trotzdem hatte ihn seine Firma für längere Zeit auf einen Auslandseinsatz nach Asien geschickt ...

Eben! Das haben wir ihm auch gesagt. Das war doch eine Chance. Deshalb haben wir ihm auch alle zugeredet, den Aufenthalt nicht abzubrechen, sondern durchzuhalten. Und eigentlich war das auch gar nicht Franks Art. Er war immer sportlich und fit.

Haben Sie eine Vorstellung, was der Auslöser für die Krankheit gewesen sein könnte?

Ehrlich gesagt - ich habe keine Ahnung. Ich könnte Stress anführen. Aber das hat ihm doch früher auch nichts ausgemacht. In der Familie war jedenfalls alles in Ordnung.

Wie haben Sie Ihren Bruder in den vergangenen Monaten erlebt?

Anfangs war ich erschrocken. Wir konnten gar nicht mehr mit ihm reden. Er fühlte sich von allem und jedem angegriffen und war Argumenten und Erklärungen nicht mehr zugänglich. Natürlich haben wir uns große Sorgen gemacht, wie das weitergehen sollte. Da ist ja auch die wirtschaftliche Komponente. Was wird mit dem Beruf? Doch nach den ersten Monaten waren die ersten Fortschritte zu spüren.

Wie sind Sie als Angehörige mit der Diagnose umgegangen?

Ich denke, für uns war es genauso ein Schock wie für Frank. Und natürlich überlegt man im ersten Moment, was sagen die Leute, die Nachbarn, die Kollegen, wenn sie davon erfahren. Gerade in dieser Hinsicht hat uns die Möglichkeit der Peer-Beratung sehr geholfen. Wenn man erfährt, dass man mit dem Problem nicht allein steht und dass die anderen das auch überstanden haben.

* Namen von der Redaktion geändert