Hamburger Klebebandhersteller vermeldet Rekordgewinn und erreicht erstmals Umsatzmilliarde. Auslandsmärkte werden immer wichtiger.

Hamburg. Er verbrachte sein ganzes Berufsleben beim Hamburger Klebebandhersteller Tesa. Thomas Schlegel war sogar fünf Jahre für den Konzern in Asien, seit 2008 ist der Diplom-Wirtschaftsingenieur Gesamtchef des Unternehmens, das auch in Krisenzeiten wächst. So auch 2012, als Tesa erstmals eine Milliarde Euro Umsatz erwirtschaftete. Und der Gewinn vor Steuern und Zinsen (Ebit) erreichte 129 Millionen Euro - ein Plus von 12,9 Prozent, wie das Unternehmen am Mittwoch bekannt gab. "Mit einer kontinuierlichen Verbesserung unseres Produktmixes und die Fokussierung auf hochwertige Produkte konnten wir dies erreichen", so Schlegel. Wesentliche Faktoren seien der Aufbau neuer, attraktiver Geschäftsfelder und Strukturen in den Wachstumsregionen. Geholfen hat auch der Verkauf des Etikettengeschäfts in der Schweiz. Die Firma, die etwa Etiketten für die Verpackungen von Produkten herstellt, passte nicht mehr in die Tesa-Kernstrategie.

Das Unternehmen wuchs in Märkten außerhalb Europas überdurchschnittlich. "Früher war Deutschland das umsatzstärkste Land unserer Industriekunden. Im Jahr 2012 hat China sich erstmals an die Spitze geschoben", so Schlegel. Während der Umsatz in Europa um 2,4 Prozent zurückging, stiegen die Erlöse in der Region Asien und Australien um 48,4 Prozent. Der dort erwirtschaftete Gewinn lag sogar leicht über dem in Europa. In den USA konnte Tesa um 8,8 Prozent zulegen. Der Konzern beliefert dort die Autoindustrie zum Beispiel mit technisch hochwertigen Klebebändern.

Das Unternehmen will neben Deutschland künftig noch mehr im Ausland forschen und dort auch produzieren lassen. "Das beeinträchtigt unsere Werke in Deutschland aber nicht", sagt Schlegel. "Wir entwickeln und produzieren jeweils für die lokalen Märkte." Unter anderem erweitert das Unternehmen die Forschung in den USA und China, wo auch eine neue Beschichtungsanlage gebaut wird. In Indien und Brasilien entstanden Werke, in denen man Klebebänder weiterverarbeitet.

Im Hamburger Werk hat Tesa im vergangenen Jahr 40 Arbeitsplätze geschaffen, unter anderem im Bereich einer neuen Technologie, die es erlaubt, auch schwere Teile wie Schilder mit Klebeband zu befestigen statt diese anzuschrauben. In diesem Jahr will die Beiersdorf-Tochter ihre Produktion ausbauen und modernisieren. Durchstarten soll jetzt auch der Pharmabereich. Nachdem Tesa die Zulassung sogenannter transdermaler Pflaster erhalten hat, mit denen Medikamente statt über Magen und Darm über die Haut aufgenommen werden, gibt es bereits einen Vertrag mit einem Pharmakonzern. "Wir werden ab dem dritten Quartal erste Umsätze mit unseren Pflastern erzielen."

Zu den wichtigsten Kunden zählt weiterhin die Elektronikindustrie. Der Umsatz mit Herstellern von Smartphones stieg um 33,2 Prozent, während der weltweite Markt nur um 1,2 Prozent wuchs. Bei Notebooks und Tablets konnte Tesa 2012 um 42 Prozent zulegen. Vor allem Innovationen wie Strom leitende Klebebänder verhalfen den Hamburgern zu dieser Dynamik. Durch immer mehr elektrische Teile entsteht im Handy eine Aufladung, die abgeleitet werden muss. Tesa hat Klebebänder entwickelt, die dazu in der Lage sind. Zudem ist es dem Unternehmen gelungen, eine Klebefolie zu produzieren, die als Membran in Handy-Lautsprechern eingesetzt wird. Freude bereitet Schlegel auch die Tochter Tesa Scribos. Sie entwickelt Etiketten, die belegen, dass ein Produkt keine Fälschung ist.

Rund 20 Prozent seines Geschäfts macht Tesa noch mit Privatkunden. Erweitert wurde das ökologische Segment EcoLogo mit nachfüllbaren Kleberollern. Zudem hat Tesa ein Verkaufsregal für den Sanitärbereich der Baumärkte entwickelt, in dem alle selbstklebenden Haken etwa für das Bad, auf einem Blick zu erkennen sind. Schlegel ist zuversichtlich, auch in diesem Jahr wachsen zu können. "Tesa ist kerngesund."