Der SPD-Senat veröffentlicht erstmals die Jahresgehälter der Manager. Die CDU kritisiert die Unvollständigkeit der Gehaltsliste.

Hamburg. In Sachen Transparenz beim Einkommen ist der Bürgermeister ein Vorbild. Auf seiner Internetseite (olafscholz.de) legt er seine Bezüge exakt offen: 123 Prozent des Grundgehalts der Besoldungsgruppe B 11 (das sind 14.043,34 Euro) plus einen Familienzuschlag von 115,67 Euro und 639,11 Euro Aufwandsentschädigung. Nur addieren muss der Leser selbst und kommt auf 177.577,44 Euro Jahresgehalt.

Die Mehrheit der Hamburger dürfte das als üppig empfinden, aber im Vergleich zu einigen seiner leitenden Angestellten verdient Olaf Scholz eher wenig. So kommt UKE-Chef Martin Zeitz mit 455.000 Euro Grundgehalt auf fast das Dreifache, und auch die Geschäftsführer der Saga, von Hamburg Wasser, der Hafenverwaltung HPA oder der Messe liegen allein mit ihrer festen Vergütung allesamt deutlich oberhalb von 200.000 Euro. Das geht aus einer erstmals vom Senat veröffentlichten Übersicht über die festen Vergütungen von 50 Geschäftsführern öffentlicher Unternehmen hervor, nach der der CDU-Bürgerschaftsabgeordnete Roland Heintze gefragt hatte.

Allerdings ärgerte er sich auch über die Antwort: "Die Ergebnisse sind leider unvollständig", so Heintze. Es sei unverständlich, warum der Senat es seit 2012, als ein neuer Verhaltenskodex für öffentliche Unternehmen in Kraft trat, nicht geschafft habe, alle Verträge entsprechend umzustellen. Er erwarte aber auch von allen Geschäftsführern öffentlicher Unternehmen, dass sie ihr Einkommen offenlegen. "Ansonsten muss gelten: keine Vertragsverlängerung oder kein Neuvertrag ohne Offenlegungsvereinbarung", so Heintze.

Aus Sicht von SPD-Fraktionschef Andreas Dressel ist hingegen "ein erster wichtiger Schritt zu mehr Transparenz" gemacht worden. "Wir sollten nicht nur über Vorstandsbezüge in der freien Wirtschaft diskutieren, sondern auch über die Gehälter, die die Steuerzahler interessieren, nämlich die in den öffentlichen Unternehmen." Dressel hatte 2012 sehr darauf gedrängt, dass dazu ein Passus ins neue Transparenzgesetz aufgenommen wird, und begrüßt es entsprechend, dass der Senat nun beginnt, diese Daten zu veröffentlichen. Dass sie noch nicht vollständig und die Gehälter daher nicht wirklich vergleichbar sind, sei logisch. Für viele Verträge gelte ja noch ein Vertrauensschutz, der nicht mal eben so ausgehebelt werden könne. So ergibt sich noch ein etwas schiefes Bild: Die Hochbahn etwa nennt die Grundgehälter zweier Vorstände (je 175.000 Euro), nicht aber die der anderen beiden, inklusive Vorstandschef Günter Elste. Da die feste Vergütung für die vier Vorstände 2011 bei 844.000 Euro lag, dürfte die von Elste mehr als 250.000 Euro betragen.

Ähnliches gilt für die Elbphilharmonie Laeiszhalle Service GmbH. Deren eine Geschäftsführerin Tessa Beecken verdient 75.000 Euro und liegt damit am Ende der 50er-Liste. Was die anderen beiden Geschäftsführer - Christoph Lieben-Seutter (gleichzeitig Intendant der beiden Konzerthäuser) und Gereon Röckrath - erhalten, wird jedoch verschwiegen. "Die Verträge von Herrn Röckrath und Herrn Lieben-Seutter sehen keine Offenlegung vor", teilte die Gesellschaft auf Anfrage mit. Auskunftsfreudiger war die Sprinkenhof AG, für die in der Liste nur das Gehalt von Vorstand Jan Zunke genannt wird (100.000 Euro), nicht aber das von Henning Tants - was den Vorstandschef der Immobilienfirma selbst wunderte: "Ich verdiene 110.000 Euro, und mein Gehalt wurde seit sechs Jahren nicht erhöht", sagte er dem Abendblatt.

Die Handelskammer verteidigt die Entlohnung der Chefs öffentlicher Firmen: "Qualifizierten Führungskräften muss ein angemessenes Gehalt angeboten werden, das sie davon abhält, zur Konkurrenz oder zu anderen Unternehmen abzuwandern", sagte Sprecher Jörn Arfs. "Neiddebatten sind nicht zielführend."

Das verdienen die Chefs:

455.000 Professor Martin Zeitz, Uni-Klinikum Eppendorf

195.000 Jürgen Bruns-Berentelg, HafenCity Hamburg

255.000 Michael Beckereit, Hamburg Wasser; Hamburg Energie

175.000 Ulla Kopp, Hamburg Messe und Congress

185.000 Bernd Aufderheide, Hamburg Messe und Congress

151.000 Lutz Aigner, Hamburger Verkehrsverbund

75.200 Tessa Beecken, Elbphilharmonie Laeiszhalle Service

230.000 Willi Hoppenstedt, SAGA Hamburg

160.000 Dietrich von Albedyll, Hamburg Tourismus GmbH

150.000 Rüdiger Siechau, Stadtreinigung

177.000 Olaf Scholz, Erster Bürgermeister

105.000 Heiner Baumgarten, igs Hamburg

160.000 Jutta Ludwig, Hamburgische Wirtschaftsförderung GmbH

265.000 Lutz Basse, Saga Hamburg

165.000 Uli Hellweg, IBA Hamburg

175.000 Ulrike Riedel, Hamburger Hochbahn AG

110.000 Dirk Luckow, Deichtorhallen

240.000 Michael Eggenschwiler, Flughafen Hamburg

180.000 Heribert Leutner, ReGe Hamburg