Ihre Karriere startete mit einem kleinen Betrug. Der erste Verein in ihrer Offenbacher Heimat fälschte ihren Spielerpass, denn sonst hätte Katja Kraus mit 13 Jahren nicht für die Frauenmannschaft spielen dürfen. Die Sache flog auf, sie wurde gesperrt. Fortan radelte Katja Kraus 20 Kilometer nach Frankfurt, weil der FSV das beste Mädchenteam der Region stellte. Elterliche Chauffeur-Dienste gab es nicht - Mama und Papa fanden Frauenfußball doof.

Nicht aufgeben, ungewöhnliche Wege gehen - das ist wie ihr Lebenscredo. Einer wie ihr hat der Druck, der auf einer Torhüterin lastet, erst den richtigen Kick gegeben; Katja Kraus, 42, brachte es bis zur Nationalspielerin.

15 Jahre nach ihrem letzten Titel mit dem FSV geht die ehemalige Kapitänin wieder einen ungewöhnlichen Weg. Für das spannende Buch "Macht" hat sie sich mit Prominenten wie Ole von Beust, Ron Sommer und Björn Engholm getroffen, um mit ihnen über Machtverlust und Scheitern zu reden.

In dem Buch stecken autobiografische Züge. Denn im März 2011 verlor Katja Kraus ihren Job als HSV-Vorstand in der Männerdomäne Fußball. Acht Jahre, in denen sie ihr Handy fast nur in den Nachtstunden ausschaltete, endeten abrupt. Zu den HSV-Spielen geht sie weiter. Doch während sie einst während der 90 Minuten aufgeregt und rastlos durch die Stadiongänge eilte, verharrt sie jetzt auf ihrem Platz. Es geht ja auch nicht um ihre Macht.