Das Trader Vic's im Radisson Hotel am Bahnhof Dammtor macht nach 22 Jahren dicht. Andere asiatische Anbieter sind erfolgreicher.

Hamburg. Südseemasken, Tiki-Figuren, allerlei exotische Sammlerstücke und wuchtige Ledersessel mit Holzverzierung. Inmitten des exotischen Interieurs Gäste aus aller Welt. Auch Prominente wie Jon Bon Jovi oder Harry Belafonte, die sich zum Start des Abends den berühmt berüchtigten Mai Tai servieren ließen und später Spezialitäten wie knusprige Ente mit Pflaumensauce genossen, gehörten dazu. Doch diese Szenen werden sich so nicht mehr abspielen. Denn eine gastronomische Ära in der Hansestadt geht zu Ende: Das Trader Vic's im Radisson Blu Hotel am Bahnhof Dammtor ist seit diesem Freitag geschlossen. Für immer - nach 22 Jahren.

Das Restaurant war über Jahre eine feste Institution in der Hamburger Gastrowelt. Es hatte etwas Exotisches, mit seinen französisch-polynesischen Spezialitäten - die im chinesischen Holzofen zubereitet wurden und sich an die asiatische Küche anlehnten. Denn die meisten Bewohner der pazifischen Inselregion Polynesien sind asiatischer Herkunft.

Doch irgendwann war der Lack ab. Die Qualität zwar auf gleichbleibend hohem Niveau, die Mitarbeiter zuvorkommend, aber die in die Jahre gekommene Einrichtung versetze die Gäste in die 80er-Jahre zurück. Radisson-Blu-Direktor Oliver Staas drückt es charmanter aus: "Hamburg hat sich über die Jahrzehnte verändert, aber das Konzept vom Trader Vic's nicht. Es war nicht mehr zeitgemäß." Es sei ein langer Prozess gewesen, bis diese schwierige Entscheidung getroffen worden sei, sagt Staas weiter. Dann bringt es der Hoteldirektor auf den Punkt: "Als das Trader Vic's eröffnet wurde und noch bis über das Jahr 2000 hinaus war es etwas Besonderes. Aber die Gastronomie in Hamburg hat sich mit den Jahren weiterentwickelt und heute finden sie kreative asiatische Küche an jeder Ecke." Es sei wie mit Sushi, früher sei das noch eine echter Geheimtipp gewesen und heute werde Sushi am Fließband serviert.

Asiatisch ist In. Ob beim Bringdienst, Eckimbiss oder im Edelrestaurant - überall gibt es Ente süß-sauer, Gemüse aus dem Wok mit Hühnchenstreifen oder Sushi in allen Variationen. Bereits Ende der 80er-Jahre begannen die Bok-Restaurants mit ihrem Slogan "einfach asiatisch" ihren Siegeszug.

Dass sich die Zeit gewandelt hat, weiß auch Ulrike von Albedyll, Geschäftsführerin vom Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) Hamburg zu berichten: "Die asiatische Küche ist in Hamburg schon lange auf dem Vormarsch. Asiatisch zu essen ist Kult und gesund, dementsprechend groß ist das Angebot." Das Ende vom Trader Vic`s bedauert die Gastroexpertin: "Es hatte immer einen Hauch von Südsee. Beim Essen ist man abgetaucht in eine andere Welt, es war wie Urlaub vom Alltag."

Die vielen Stammgäste werden das Restaurant mit seiner integrierten Mai Tai Bar vermissen. Immer wieder kehrten hier Stars wie Toni Christie oder Carlos Santana ein. Auch bekannte Hamburger Gesichter, wie "Tagesschau"-Legende Dagmar Berghoff ließen sich hier bewirten.

Doch am meisten trifft wohl die 13 Mitarbeiter das Ende vom Trader Vic's. Dabei geht es nicht um Zukunftsängste, alle haben einen neuen Job in dem 556-Zimmer-Haus angeboten bekommen. Aber Oliver Staas weiß: "Wir haben Mitarbeiter, die sind von Anfang an dabei. Die gehören sozusagen zum Inventar und haben das Trader Vic's gelebt."

Aber nun ist es vorbei und der Blick für Oliver Staas und sein Team geht in die Zukunft. Es gibt bereits einen neuen Betreiber für die Fläche im Untergeschoss, der eng mit Hamburgs größtem Hotel kooperieren wird. Bis zum Herbst soll umgebaut und dann die Neueröffnung gefeiert werden: "Ich darf noch nicht so viel verraten. Es wird ein schickes und modernes Konzept", sagt Staas. Kein Schickimicki, sondern etwas für eine breite Zielgruppe. Und dann lässt er sich noch entlocken: "Eine Mischung aus Lounge und Restaurant."

Zum Schluss noch eine gute Nachricht für die Stammgäste. Etwa 770 Kilometer von Hamburg entfernt, im Bayerischen Hof in München am Promenadenplatz, können Freunde des Trader Vic's in Nostalgie schwelgen: In dem Nobelhotel ist das letzte dieser Restaurants in Deutschland beheimatet. Dem Vernehmen nach, lassen sich die Gäste im Süden Deutschlands auch nach mehr als vier Jahrzehnten noch von der Exotik der Südsee verzaubern. Ein Ende ist dort nicht in Sicht.