Eine Glosse von Elisabeth Jessen

Die bevorstehende Klassen-Skireise war wochenlang das Thema. Dann ging es endlich, endlich los. Die Koffer waren in den Bussen verstaut, die Kinder irgendwann auch. Auf dem stockdunklen Schulhof standen um 5.30 Uhr Väter und Mütter, trotzten der Kälte und freuten sich, als sich der Tross endlich in Richtung Bayerischer Wald in Bewegung setzte. Endlich kamen sie ins Warme - die Eltern.

Was für paradiesische Aussichten: ein paar Tage Ruhe vor den halbwüchsigen Rotzlöffeln. Tage, die es zu nutzen gilt. Ein Paar hat Urlaub gebucht, ein anderes wollte jeden Abend ausgehen. Pech für die, die noch ein weiteres Kind zu Hause hatten, sie machten weiter mit dem Alltag.

Am ersten Abend kam per Telefonkette die Nachricht: Alle gut angekommen. Danach wurde es still. Sehr still. Aus Bayern kam nichts mehr. Ob die Lehrer wohl anrufen würden, wenn das Kind krank wird? Was machen sie, wenn alle das Noro- oder das Grippe-Virus befällt? Die Zeit verging, das Telefon blieb still. Man sollte nicht glauben, auf welche Ideen Väter und Mütter dann kommen. Gab es da nicht eine Live-Webcam im Skigebiet? Vielleicht sieht man die Kinder ja mal vorbeifahren? Aber sie tauchten nicht auf, auch nicht nach Stunden.

Die Tage zogen ins Land, die Telefonkette, die die Eltern von der Ankunftszeit der Kinder informieren sollte, machte wieder die Runde. Die Eltern standen wieder im Dunkeln. Dann fuhren die Busse vor - heraus strömen glückliche Kinder und erschöpfte Lehrer. Die Frage, warum das Kind nie vom öffentlichen Fernsprecher angerufen hat (Handys mitzunehmen war verboten), wird mit völligem Unverständnis quittiert. "Das hätte ich ja vom Taschengeld bezahlen müssen." Das Kind hat ja recht. Was müssen sich Eltern auch immer so anstellen.