Ein Kommentar von Christian-A. Thiel

Die zweieinhalb Jahrtausende Jahre alten antiken Gefäße, auf denen Motive olympischer Wettkämpfer abgebildet sind, gehören zu den ältesten Darstellungen des Sports. Die griechischen Vasen zeigen Diskuswerfer, Läufer - und Ringer. Diesen archaischen Zweikampf halten die Herren der Ringe inzwischen für einen Anachronismus und haben ihn gnadenlos aus dem Programm der Olympischen Spiele der Neuzeit geworfen. 2016 in Rio de Janeiro werden Freistilringer und Griechisch-Römisch-Ringer ein letztes Mal auf den Matten um Medaillen kämpfen.

Seit das Internationale Olympische Komitee das große Geld scheffelt, zählt Tradition nichts mehr. Das klassische Duell Mann gegen Mann (immerhin neuerdings auch Frau gegen Frau) gilt im Wettkampf der Sportarten um globale Medienpräsenz als überkommen und langweilig. Die Chefolympioniken wollen neues, junges Publikum gewinnen und setzen verstärkt auf attraktive Trendsportarten. Dass durch den Ausschluss eine der ältesten Disziplinen der Welt in ihrer Existenz bedroht ist, interessiert da nicht. Mit dopingverseuchten Sportarten wie dem Radsport lässt sich offenbar mehr Geld verdienen.

Die Ringer haben die Gefahr allerdings auch nicht ernst genommen. Andere Sportarten wie der Moderne Fünfkampf haben sich schon mehrmals gehäutet und präsentieren sich im fernsehgerechten modernen Gewand. Es scheint, als wären die antiken Vasenmalereien das einzige Argument der Ringer gewesen. Die aber liegen nun in Scherben.