Eine Glosse von Alexander Schuller

Ein Reizthema, das zu Recht und ständig die Köpfe so gut wie aller Bevölkerungsgruppen erhitzt, ist das Bestreben nach verkehrsberuhigten Innenstädten: Denn das, so die Befürworter, bringe endlich gute Luft sowie viel Platz und erhöhte Sicherheit für Radfahrer-, Fußgänger-, Rollator- und KinderwagenschieberInnen.

Die rigorose Vollsperrung eines insgesamt zwölf Kilometer langen Streckenabschnitts der berüchtigten Landstraße 205 zwischen Büchen-Dorf und Sarnekow im Kreis Herzogtum-Lauenburg beweist nun erstmals eindrucksvoll, wie sich unsere Politikdiesen Traum erfüllen möchte. Und zwar ganz ohne Proteste, ohne nervige Volksbegehren, ohne übertriebenen Parlamentarismus oder langwierige Streitereien vor den Verwaltungsgerichten. Indem sie einfach gar nichts tut. Außer zuzuschauen, wie sich im Laufe einiger längerer, feuchtkalter Winter bereits zum x-ten Mal geflickte kleine Schlaglöcher in immer größere Schlaglöcher, dann in riesige Schlaglöcher und schließlich in Krater verwandeln, die nicht mehr nur Stoßdämpfer und Reifen liquidieren, sondern locker einen Kleinwagen verschlingen können.

Es ist ein wahrhaft schlauer Plan, der in einem vertraulichen Dossier des Berliner Verkehrsministeriums beschrieben ist, das dem Hamburger Abendblatt exklusiv vorliegt: Denn wozu zweckgebundene Kfz-Steuergelder in die Hand nehmen und marode Straßenoberflächen vernünftig, das heißt dauerhaft, sanieren, wenn man peu-à-peu sich steigernde Geschwindigkeitsbegrenzungen einführen kann, um sich gegen Schadenersatzforderungen von geschädigten AutofahrerInnen abzusichern? Bis dann alle Straßen so kaputt sind, dass der Traum von der autofreien City sich erfüllt.