Inhaber Ludwig Görtz steckt mit seinen Brüdern rund 30 Millionen Euro in die Schuhkette. Verlust verringert, 2013 wieder Gewinn geplant.
Hamburg. Ludwig Görtz ist abgetaucht. Seit seine Hamburger Schuhhandelskette tief in die Krise gestürzt ist, Filialen geschlossen und Mitarbeiter entlassen wurden, ist von dem Miteigentümer und langjährigen Chef in der Öffentlichkeit nicht mehr viel zu sehen. Kein Wort über die Lage des Familienunternehmens lässt sich der einstige Schuhkönig entlocken, stattdessen schiebt er die amtierenden Geschäftsführer bei offiziellen Terminen vor.
Im Hintergrund aber kämpft der Patriarch zusammen mit seinen Brüdern Friedrich und Thomas offenbar mit aller Macht um den Erhalt der Kette - und seines Lebenswerks. Rund 30 Millionen haben die drei Inhaber nach Abendblatt-Informationen aus ihrem Privatvermögen in das Unternehmen gesteckt. Die Kapitalspritze floss bereits im Oktober vergangenen Jahres. Um die Summe aufbringen zu können, sollen auch mehrere große Immobilien verkauft worden sein. Das Unternehmen wollte sich dazu auf Nachfrage nicht äußern.
Der harte Preiskampf im Handel setzt Görtz bereits seit Jahren kräftig zu. Vor allem aggressive Onlineanbieter wie Zalando machen dem Unternehmen zu schaffen. Aber auch eine zu starke Expansion in der Vergangenheit belastet die Kette, die 2011 tief in die Verlustzone rutschte.
Vor diesem Hintergrund haben die Geschäftsführer Thorsten Hermelink, Christian Moritz und Jörn Peters im vergangenen Jahr ein hartes Spar- und Modernisierungspaket aufgelegt. Die Zahl der Mitarbeiter sank um rund 100 auf jetzt noch 3700. Allein in der Zentrale an der Spitalerstraße wurden 60 Stellen gestrichen, ein Kulturschock in dem Traditionsunternehmen, das sich zuvor immer auf Wachstumskurs befunden hatte. 33 Mitarbeiter wurden direkt entlassen. 17 Filialen hat Görtz darüber hinaus im vergangenen Jahr geschlossen, darunter auch ein Görtz-17-Geschäft in Eppendorf.
Auch wegen des verkleinerten Filialnetzes ist der Umsatz von Görtz nach Informationen aus Unternehmenskreisen um vier Prozent auf gut 380 Millionen Euro 2012 zurückgegangen. Das war ein stärkeres Minus als im gesamten Schuhhandel, der lediglich zwei Prozent an Erlösen einbüßte. Gleichzeitig beginnt aber auch das Umstrukturierungs- und Kostensenkungsprogramm zu greifen. So soll sich der operative Verlust nach von elf Millionen in 2011 auf nun nur noch eine Million Euro verringert haben.
Die Kapitalspritze der Inhaber dürfte vor allem geflossen sein, um das Restrukturierungsprogramm abzusichern und das Umsteuern in die richtige Richtung zu ermöglichen. Insbesondere bei der schlingernden Marke Görtz 17, dem größten Sorgenkind der Kette, scheinen die Hamburger das Ruder herumgerissen zu haben. Einst als Konzept für junge Kunden gestartet, hatten sich die zugehörigen Geschäfte immer mehr zu pseudo-günstigen Einkaufsstätten entwickelt, denen ein klares Profil fehlte. Der Konkurrenzdruck aus dem Internet ist hier besonders groß, da junge Kunden stark bei Onlineanbietern einkaufen und sich gern auch mal drei oder vier Paar Schuhe zur Probe nach Hause liefern lassen.
"Wir positionieren Görtz 17 jetzt viel klarer in Richtung hochwertiger Schuhmode", sagt Unternehmenssprecher Michael Jacobs. Der Umsatzrückgang sei auf diese Weise gestoppt worden. Auch insgesamt habe das Unternehmen zum Jahresende zulegen können. Das Weihnachtsgeschäft sei trotz schwieriger Rahmenbedingungen besser als im Vorjahr verlaufen.
In diesem Jahr werden nach Jacobs Worten noch einmal 13 bis 14 Görtz-Filialen geschlossen, möglicherweise ist darunter auch ein Geschäft in Billstedt. Allerdings soll es dadurch zu keinen weiteren Entlassungen kommen. "Mit dem Arbeitsplatzabbau sind wir durch", betont Jacobs. Mitarbeiter aus aufgegebenen Filialen sollen in anderen Läden von Görtz zum Einsatz kommen.
"Nach dem schwierigen vergangenen Jahr erkennen wir jetzt einen ganz klaren Aufwärtstrend", sagt der Unternehmenssprecher. "Das Kerngeschäft wächst wieder, wir sind auf dem richtigen Weg." Das ist auch bitter notwendig - schließlich haben die Geschäftsführer zugesichert, 2013 mit Görtz wieder in die Gewinnzone zurückzukehren.
Eine weitere Kapitalspritze der Eigentümer ist derzeit jedenfalls nicht geplant. Entsprechende Spekulationen entbehrten jeder Grundlage, erklärte Jacobs.