Hamburg sollte Unterkünfte für Flüchtlinge gerecht verteilen

Wenn von der Unterbringung der Asylsuchenden die Rede ist, dann fallen schnell Worte wie Sorge, Angst und Protest. Die Emotionen kochen hoch wie sonst nur selten, sobald es darum geht, wo jene untergebracht werden sollen, die ihre Heimat verlassen mussten, weil sie mit dem Tod bedroht wurden oder alles hinter sich gelassen haben, um woanders besser zu leben. Meist lautet die Antwort: Irgendwohin, aber bitte nicht bei mir.

Das gesamte Thema, ob es um Flüchtlinge geht, um Asylsuchende aus Afghanistan oder Wanderarbeiter aus Bulgarien, wird die Politik in den kommenden Jahren beschäftigen. Die Verantwortlichen werden Lösungen präsentieren müssen, damit es nicht wieder zu den unsäglichen Debatten oder - noch viel schlimmer - zu Übergriffen wie in den 90er-Jahren kommt.

Es war deshalb ein richtiger Schritt von Sozialsenator Detlef Scheele (SPD), an die Solidarität der Hamburger zu appellieren bei der Frage, wohin mit den Flüchtlingen. Es gibt gute Gründe, daran zu glauben, dass dieser Ruf nicht verhallt. Die Großdemonstration gegen Fremdenfeindlichkeit im vergangenen Jahr ist ein gutes Beispiel für die Liberalität der Hamburger.

Doch die darf nicht zu sehr auf die Probe gestellt werden. Etwa dann, wenn einige Hamburger den Eindruck bekommen, dass sie mit den Herausforderungen, die es unbestritten gibt, mehr zu tun haben als andere. So gibt es allein im Stadtteil Billstedt mehr Unterbringungsplätze, als die Bezirke Eimsbüttel und Harburg zusammen haben. Solidarität kann es aber nur geben, wenn die Aufgaben der Gesellschaft auch gerecht verteilt werden. Sie kommt nicht zustande, wenn ohnehin schon problembelastete Stadtteile noch mehr Aufträge zu erfüllen haben. Bestimmt könnte der ein oder andere Stadtteil in Alster- oder Elbnähe sicher auch ein Wohnheim gut vertragen.

Eines allerdings darf bei der Diskussion nicht vergessen werden: Die aktuellen Klagen befinden sich auf hohem Niveau. Im Vergleich zu den 90er-Jahren, in denen die Flüchtlingszahlen um ein Vielfaches höher lagen, sind die Herausforderungen heute vergleichsweise gering.