Warum die Sexismus-Debatte weitergehen muss

Das Gute vorneweg: Die Sexismus-Debatte hat bereits jetzt etwas verändert. Auch wenn es noch viele Brüderle im Geiste gibt, die so wie der Kollege am Donnerstag von der "Blonden" sprechen, die den Top-Job bekommen hat, und nicht darüber, dass es sich um eine promovierte Managerin handelt. Das mag manchem kleinkariert erscheinen, aber der Paradigmenwechsel ist nötig. Genau jetzt. Es ist kein Zufall, dass die Schlüpfrigkeitsoffensive des FDP-Fraktionschefs einen Medientsunami ausgelöst hat. Die Berichterstattung konnte genau jetzt einen gesellschaftlichen Nerv treffen: Die Zeit war reif, nach der Emanzipationsbewegung der Achtziger und der aktuellen Quotenforderung nun die Frage des Umgangs zwischen den Geschlechtern zu stellen.

Dass derzeit die TV-Talkshows mit qualitativ überschaubarem Meinungs-Pingpong Zuschauer anlocken wollen - geschenkt. Dass Medienkritiker von einer "entgleisten Debatte, in der viel geredet, wenig gesagt" sprechen - na, und? Natürlich ist nicht jeder Beitrag erhellend, das meiste subjektiv, je nach Erfahrung und Selbstbewusstsein. Hat jemand ernsthaft erwartet, es gebe künftig eine Handlungsanweisung für Begegnungen? Eben.

Was das Politische betrifft: Der Druck auf den 67-Jährigen, der liberal mit freizügig verwechselt, wächst. Er wird sich erklären müssen, um nicht befleckt in den Wahlkampf zu gehen. Dabei ist es insbesondere für Männer seiner Generation quasi undenkbar, das Unaussprechliche auszusprechen. Nein, nicht das Wort "Entschuldigung". Das erwartet die junge Frau nicht, und nur sie kann dies einfordern.

Er müsste seine Überzeugung erklären, nämlich dass Männer wie er bestimmen, wie Respekt zu definieren ist. Dass Brüderle sich "absolut richtig" verhalten habe, wie seine Parteifreundin Leutheusser-Schnarrenberger ihm mit einem kruden Bekenntnis zum Dirndl beipflichtet, klingt da wie Hohn. Sie ist das Schwesterle im Geiste. Gut, dass die Debatte weitergeht.